Leitkultur und

Leserbriefe / 12.04.2024 • 18:00 Uhr

Identität

Eine Leitkultur kann manches vereinnahmen oder ausschließen. Den Begriff muss man aber nicht pauschal verdammen. Er geht zurück auf Bassam Tibi, der damit europäische Werte schützen wollte. Mitgemeint ist oft auch eine Identität. Aus jüngerer Zeit wissen wir, dass Minderheiten durch eine Identitätspolitik eine stärkere Anerkennung bekommen haben. Ihren Ursprung hat sie aber schon im 18. Jahrhundert. Damals war es eine konservative Reaktion gegen den Universalismus der Aufklärung. Ein solcher Separatismus befördert Kollektive zum Nachteil des Einzelnen. Das Subjekt als metaphysischer Begriff wird – weil es anschaulich nicht begründbar ist – abgeschafft. Martin Heidegger „destruiert“ es als Erster. Es folgen Ernst Jünger, Michel Foucault, Judith Butler usw. Dieser Wettkampf in der Auslöschung jeder Metaphysik und universeller Werte beendet die Aufklärung. Es bleibt ein physischer Realismus, der keine abstrakten Allgemeinbegriffe duldet und jedes Wesen eines Dings zu einer möglichen sprachlichen Konstruktion erklärt. Wir sehen diesen Prozess im linken wie auch im rechten Lager. Es kommt zum Kampf der Gruppen und damit zu einem brandgefährlichen Freund-Feind-Schema. Es ist das erwünschte Prinzip des Staatsrechtlers Carl Schmitt. Herbert Kickl, der ehemalige Philosophiestudent, kennt diesen Nazi-Denker sehr genau! Jeder Erdenbürger ist Träger allgemeiner und fundamentaler Rechte. Wir brauchen Menschenrechte 2.0!

Hermann Präg, Bregenz