Intellektueller
Antisemitismus

Leserbriefe / 27.06.2024 • 18:08 Uhr

In einem Vortrag im österreichischen Parlament sprach die Referentin über vier Formen der politisch ideologischen Judenfeindschaft. Es gibt den linken, den rechten, den muslimischen und den bürgerlich-gebildeten Feuilleton-Antisemitismus. Alle dämonisieren Israel. Dabei legt seit jeher der gebildete und moralisch integer auftretende Antisemitismus, der als Sorge für den Weltfrieden daherkommt, die geistliche Brandstiftung, denn er setzt die Ideen in die Köpfe.

Die Radikalen, die Naiven, die Indoktrinierten fungieren lediglich als Brandbeschleuniger. Wir sollten uns nicht wundern, wenn wir Antisemitsmen bei hochgebildeten Menschen antreffen, wie auch bei Augustinus, Luther, Voltaire, Fichte und Hegel. In der Literatur und im Theater sind die Juden meist böse und gierig. Beispiel: Shakespeares „Kaufmann von Venedig“. Das träufelt Gift in unser Bewusstsein und kann zu einer gefühlsmäßigen judenfeindlichen Voreingenommenheit führen. Jahrhundertelang glaubten Antisemiten von den Juden, sie schlachten Kinder und paktieren mit Satan.

Die moderne Version dieses Zerrbildes ist, Israel sei ein rassistisches Apartheits-Regime, das Kinder ermorde. Progressiv auftretende Akademiker sind deshalb so gefährlich, weil die Menschen ihnen ohne Verdachtsmoment zuhören. Sie beanspruchen den moralischen Anspruch, die Guten zu sein. Deshalb erhalten ihre Texte und ihre zahlreichen Unterschriftslisten so viel Gewicht in der Öffentlichkeit. Mit ihrer woken Schwarz-Weiß-Malerei pflegen sie mit großer „Toleranz“ gegenüber dem jüdischen Staat Intoleranz.

Dr. Wolfgang Hämmerle, Lustenau