Abort = spontane bzw. eingeleitete Fehlgeburt

Leserbriefe / 23.08.2024 • 21:10 Uhr

Warum wird im Kontext der nicht endenwollenden Diskussion über „Abtreibung“ nicht auch darüber gesprochen, dass mindestens 10–20 Prozent der Schwangerschaften zu einer Fehlgeburt führen? Ein Abort ist also ein recht häufiger Vorgang, er tritt oft spontan auf, kann aber auch – aus verschiedensten Gründen und mit unterschiedlichen Mitteln – herbeigeführt werden. Die Hebammen im alten Griechenland waren bekanntlich für Geburten wie auch für eingeleitete Fehlgeburten „zuständig“.

Wenn es nun eine Seele gibt, die den physischen Tod überdauert (dafür gibt es viele ernstzunehmende Hinweise, und ich hoffe, dass auch die Abtreibungsgegner davon überzeugt sind), dann ist unter diesem Gesichtspunkt nicht der geringste Unterschied zwischen einer spontanen und einer eingeleiteten Fehlgeburt – falls sich hier schon eine Seele „eingenistet“ haben sollte, muss sie eben diese vorläufige „Heimstatt“ wieder verlassen und sich evtl. eine andere Möglichkeit suchen. Oder glauben die Abtreibungsgegner etwa, dass im Falle einer eingeleiteten Fehlgeburt eine Seele „verlorengeht“?

Eine Fehlgeburt, ob spontan oder eingeleitet, ist stets für die betroffenen Frauen ein belastender Vorgang. Deshalb sind in beiden Fällen Anteilnahme und Mitgefühl angemessen.

Univ.-Doz. Dr. Eckart Ruschmann, Bregenz