„Echte“ Vorarlberger

Leserbriefe / 15.10.2024 • 20:58 Uhr

Zum Bericht „Simon und sein Weg zu Gott“, VN vom 10. 10. 2024:

Mit Befremden las ich die Bildunterschrift: „Simon Plankensteiner ist einer der wenigen Jungpriester, der aus einer echten Vorarlberger Familie stammt.“ Der Satz ließ mich zweimal stocken. Wer Deutsch kann, würde „die … stammen“
schreiben. Und wer mit der Sprache sensibel umgehen kann, würde sich beim Niederschreiben fragen, was denn „unechte“ Vorarlberger Familien sind. Reicht etwa mein schwäbischer Großvater schon, um mir das Echtheitszertifikat zu verweigern? Hat hier irgendjemand den Alemannenwahn eines Elmar Grabherr im Hinterkopf, der seinen Höhepunkt im Alemannen-Erlass von 1961 und seinen Ausklang in der Pro-Vorarlberg-Bewegung vom Ende der 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts fand? Oder ist es eine subtile Anbiederung an eine Partei, der alles Fremde über Generationen suspekt bleibt?

Am Ende ist es ja bloß sprachliches Unvermögen gepaart mit mangelnder Geschichtskenntnis. Wieder einmal zeigt sich, dass Bruno Kreisky mit dem Ausspruch „Lernen S’ a bisserl Geschichte, Herr Reporter!“ mehr als Recht hatte. Nur dass man heute noch hinzufügen müsste: „Lernen S’ auch noch Deutsch!“, damit Ihnen weder Grammatikfehler unterlaufen noch Aussagen, deren Bedeutung Sie am Ende selbst nicht verstehen.

Mag. Helmut Egle, Bludenz