Warum überhaupt Christ sein?
Zum VN-Beitrag von Sa./So., 30. November 2024:
Verspätet meine Erwiderung auf das Interview mit Andreas Batlogg. Zuerst danke für seine Charakterisierung von Rahners Theologie und des christlichen Glaubens. Was mir zu denken gibt, ist der Satz: „Der Christ muss den Mut aufbringen zur einsamen Entscheidung gegen die öffentliche Meinung.“ Wie und wann soll diese „einsame Entscheidung“ für den Glauben stattfinden? In einer spirituellen Quelle lese ich: „Es gibt Menschen, die nicht an die Gottheit Christi glauben, die aber dem Nächsten gegenüber so handeln, wie Er es tat. Diese gehören zu seiner geistlichen Familie … Und es gibt Menschen, die an seine Gottheit und seine Worte glauben, die aber dem Nächsten gegenüber nicht so handeln, wie Er es tat. Sie haben Ihm sogar ihr Leben gegeben, aber nicht ihr Herz …“
Diese tiefe Unterscheidung erinnert an das Wort Rahners vom „anonymen Christen“, also dem Menschen, dem gar nicht bewusst ist, dass er christusmäßig lebt und handelt. Die „einsame Entscheidung“ wäre dann nicht die, ob ich „grundsätzlich“ an Christus glauben will, sondern ob ich mich „situativ“ für ein Handeln in opferbereiter Hingabe, Güte und Gerechtigkeit entscheide – also für ein „christliches“ Handeln – und das täglich entschiedener.
Pfarrer Peter Mathei, Alberschwende