Bogen überspannt!

Leserbriefe / 10.01.2025 • 21:07 Uhr

Zum VN-Bericht „Für mich geht es hier um die Existenz“, VN vom 9. Jänner:

LK-Präsident Moosbrugger hat mit seiner Kritik an der Rotwildfütterung vollkommen recht. Man habe bezüglich Intensität und Futtermittel „den Bogen überspannt“. Den Balken im eigenen Auge sieht er aber offenbar nicht. In der Milchwirtschaft wurde in den letzten Jahren nämlich auf Teufel komm raus intensiviert. Der aktuelle Fall in Schwarzenberg lässt Erinnerungen an die „Euterseuche“ auf Mittelargen im Jahre 2007 mit rund 100 getöteten Kühen aufkommen. Damals waren es Mykoplasmen, heute sind es Mykobakterien. Die Ursachen von seuchenartigen Ausbrüchen von Umweltkeimen sind damals wie heute dieselben: Hochleistungskühe stehen unter permanentem Leistungsstress und sind dadurch anfälliger für Infektionen. Deshalb werden sie im Schnitt auch nicht einmal mehr fünf Jahre alt. Bereits damals wurde auf den Bericht des Naturschutzrates aus 2006 verwiesen, wonach „die Milchleistung jeder zweiten Kuh jenseits der ökologisch vertretbaren Grenze liege.“ In der Alpstrategie 2013 wurde im Maßnahmenkatalog eine „alptaugliche Zucht und Haltung“ angekündigt. Im Strategiepapier zur Zukunft der Vorarlberger Landwirtschaft aus 2019 wird der „Tierschinderei“ abgeschworen und als Strategie für 2030 „Tierwohl“ angekündigt. Als eine der Sofortmaßnahmen 2020 ist „standortangepasste Zucht und Tierbestände gemäß den naturräumlichen Voraussetzungen, Aufbau robuster bzw. resilienter Tierbestände“ angeführt. Die Realität hat all diese Ankündigungen als Lügen entlarvt.

Dr. med. vet. Erik Schmid, Götzis