Völlig durchgeknallt?

Leserbriefe / 03.03.2025 • 20:36 Uhr

Wer zurzeit die Berichterstattung über das Aktuelle aus Washington verfolgt, wird sehr schnell feststellen, dass unserem Wortschatz einige Begriffe fehlen, um das Chaos zu beschreiben, das der derzeitige US-Präsident im In- und Ausland anrichtet. Die Worte „völlig durchgeknallt“ benutzte ein Kommentator der Süddeutschen Zeitung vor Kurzem. Das scheint mir absolut passend zu sein! Bislang kam man mit „transatlantischer Wertegemeinschaft“ gut zurecht. Darunter verstand man einen ethisch-moralischen Gleichklang bei der Beurteilung gesellschaftlicher oder politischer Zusammenhänge unserer Demokratien. Seit Trump den King spielt, wandeln sich die Werte rasend. An die Stelle von Gleichklang trat einseitig ein allumfassendes „America First“. Trumps Ideen ersetzen Rechtsnormen und vertragliche Vereinbarungen. Qualifikation für staatliche Posten wird ersetzt durch Loyalität zu „King Donald“. Amerika braucht Grönland – zur Not mit Gewalt. Amerika braucht den Panamakanal – zur Not mit Soldaten. Amerika braucht Seltene Erden von der Ukraine – zur Not durch Erpressung und Tatsachen-Umkehr. Selenskyj wird kurzab zum Diktator erklärt, der keinen Frieden will. Angreifer Russland dagegen zum Friedensengel, mit dem man gemeinsame Sache in der UNO macht. Gegen das russische Opfer Ukraine und gegen die demokratischen Staaten. Leider bekommt Trump tatsächlich Lob aus Europa: Von der deutschen AFD, der österreichischen FPÖ und Orban in Ungarn. Grauenhaft!

Jürgen Gerdes, Mellau