Leserbrief: Abschreckung und Diplomatie gehören zusammen

Leserbriefe / 03.04.2025 • 09:45 Uhr
Leserbrief: Abschreckung und Diplomatie gehören zusammen

Zum Leserbrief „Aufrüstung und mehr“ von Fr. Mag. Burtscher,
VN vom 2. April 25:

Mit Blick auf die Lehren der Geschichte zeigt sich, dass allein der Ruf nach Dialog und Verhandlungen nicht ausreicht, wenn Europas Sicherheit auf wackligen Beinen steht. Noch einmal mein Beispiel: Die Ukraine verhandelte 2014 – und verlor die Krim –, weil ihre militärische Schwäche keine wirksame Abschreckung darstellte. Frau Mag. Burtscher betont zu Recht, dass die derzeitigen sicherheitspolitischen Herausforderungen eine koordinierte und strategische Herangehensweise erfordern. Doch in einem multipolaren System, in dem Europa sich neben einer aggressiven und einer unberechenbaren Macht behaupten muss, braucht es mehr als nur eine symbolische Einigkeit. Es zählt nicht allein die Summe der Militärausgaben – die auch durchaus in der Größenordnung von Chinas und Russlands liegen –, sondern vor allem die Fähigkeit, diese Mittel strategisch zu bündeln und zu einem glaubwürdigen Schutzschild zu formen. Auch Österreich hat löblicherweise erkannt, dass es nicht in Selbstzufriedenheit verharren darf, und seine Wehrhaftigkeit erweitert. Eine reine Betonung des Verhandlungsgedankens kann in Krisenzeiten schnell als Lippenbekenntnis missverstanden werden, wenn der nötige Rückhalt fehlt. Abschreckung und Diplomatie sind keine Gegensätze, sondern zwei untrennbare Säulen einer realistischen europäischen Sicherheitspolitik.

Hans Mohr, Dornbirn