Leserbrief: Postenschacher statt Qualifikation

Gratulation zum Kommentar „Luxemburg für Anfänger“ von Herrn Rainer vom vergangenen Samstag. Mit großem Erstaunen verfolge ich die Diskussion rund um die Bestellung von Ex-Bundeskanzler Karl Nehammer zum Chef der Europäischen Investitionsbank (EIB). Nach dem Motto „Wegloben statt Verantwortung übernehmen“ soll hier offenbar ein weiteres Mal ein hochrangiger Posten parteipolitisch besetzt werden – fachliche Qualifikation scheint dabei zweitrangig. Schon die Bestellung des ehemaligen Finanzministers Magnus Brunner zum EU-Kommissar war für mich schwer nachvollziehbar – trotz bescheidener Erfolge im Amt. Mit Nehammer nun einen weiteren Parteifreund nachzuschieben, der weder über internationale Bankerfahrung noch wirtschaftliche Expertise verfügt, lässt am Auswahlverfahren zweifeln. Was bleibt, ist der bittere Beigeschmack von parteipolitischer Versorgung statt Kompetenz. Die EIB ist kein Spielplatz für politische Karrieren im Ruhestand, sondern eine zentrale Institution für Europas wirtschaftliche Entwicklung. Gerade in Zeiten multipler Krisen braucht es dort Köpfe mit Fachwissen, Integrität und Weitblick – nicht das Ergebnis eines parteiinternen Karriereschachspiels. Ein transparenter Auswahlprozess und die konsequente Orientierung an fachlicher Eignung wären das Mindeste, was die Öffentlichkeit erwarten darf.

René Dobler, Feldkirch