Leserbrief: Im Korruptionsbiotop der BUWOG

Der BUWOG-Prozess ist für Grasser, Meischberger und Hochegger abgeschlossen, die Urteile gesprochen und somit rechtskräftig. Die Unschuldsvermutung greift also nicht mehr. In der ORF-Sendung „Das Gespräch“ mit Susanne Schnabl sprach Hochegger in einer erstaunlichen Offenheit über Korruption und dem politischen Filz und wie er die Sache erlebte. Als Lobbyist war er bestens vernetzt und Mittelsmann zwischen Politik und Konzernen. Er kannte also beide Seiten. Dass er die Grenzen der Verfehlungen lange nicht erkannte, muss man ihm fast glauben. Wie er mehrmals betonte, ist es ein schleichender Prozess. Die komplexen Abläufe behindern allzu gern die Sicht auf das Gesetz. Seine Straftat entschuldigt dies aber nicht. Sein Teilgeständnis brachte allerdings nicht nur Licht in diese Affäre, sondern ihm auch den inneren Frieden. Warum Grasser und Meischberger nicht zu einem Geständnis bereit waren, ist wahrscheinlich einem Verdrängungsprozess geschuldet, dass man etwas einfach nicht wahrhaben will. Wie der Antikorruptionsexperte Kreutner in der Sendung sagte, wurde in diesem 16jährigen Verfahren alles akribisch genau geprüft. So viel Instanzen können sich einfach nicht irren! Angesichts der Aussichtslosigkeit hätten hier aus meiner Sicht die Anwälte schon früher die Reißleine ziehen müssen. Nur, ein Monsterprozess wie dieser ist für Anwälte nicht nur eine Prestigesache, sondern, salopp gesagt, auch eine ‚Gelddruckmaschine‘.
Tone Schneider, Egg