Leserbrief: Was zählt der Mensch noch?

Im einzigen stationären Hospiz Vorarlbergs warten im Schnitt acht Menschen auf einen Platz. Zwei zusätzliche Betten wären nötig, ein Tageshospiz längst überfällig – doch es fehlt an Geld und Strukturen. In einem wohlhabenden Land müssen Spenden helfen, wenn es um das würdevolle Sterben geht. Gleichzeitig wächst andernorts die Bürokratie: Neue Baurechts- und Finanzverwaltungen sollen Gemeinden entlasten, ändern aber nichts am Personal vor Ort. Die Strukturen blähen sich auf – und mit ihnen die Kosten. Muss das wirklich sein? Bürgermeister, auch kleiner Gemeinden, erhalten mitunter stattliche Dotierungen. Dabei wäre ein junger, engagierter Bürgermeister in der Wirtschaft vielleicht als Fachkraft viel nötiger – dort, wo Personal fehlt. Über eine Zusammenlegung könnte man doch nachdenken. Im Hospiz hingegen fehlt ein Bett – und damit oft das Letzte, was ein Mensch noch braucht: Würde. Diese Schieflage ist kein Einzelfall, sondern ein Spiegel der Zeit. Wer nicht mehr funktioniert, fällt durchs Raster. Die Frage ist: Wohin führt das – und wie lange sehen wir noch zu?
Hans Mohr, Dornbirn