Leserbrief: Alter/neuer Faschismus – Kindheitserfahrungen

Leserbriefe / 06.05.2025 • 11:30 Uhr
Leserbrief: Alter/neuer Faschismus – Kindheitserfahrungen

Weder ist es (Jahrgang 1940) geeignet, noch willens, den Krieg, die kindliche Angst, seine unbeantworteten und daher verdrängten vielen Fragen zu verarbeiten bzw. begreifen zu können. Zu den Bombennächten, Konzentrationslagern, Tieffliegerangriffen, Panzern, Kriegsgefangenen … die gesamte frühe Nachkriegszeit und den dabei beobachteten Wandel der (oft nahestehenden) Menschen und ihren Geschichten. Irgendwann erkennt er sich dann doch auch als ein Teil des Autoritären, des Schönredens, des bewussten Verschweigens, dem Argument der Täter-Opfer-Schuldumkehr (WIR, die Guten, bringen allen Menschen das Gute). In den damit vergeblichen Versuchen, erwachsen zu werden, wird das Kind begleitet von schmerzhaften Erkenntnissen, Erfahrungen, Entwicklungen, Enttäuschungen … und letztlich dem Erkennen, selbst ein Teil des (neuen) Faschismus zu sein. „Wichtig ist, den Leuten zu zeigen, dass der Faschismus zu gar nichts anderem führen kann als zu grausamer Unterdrückung und schließlich zu Krieg und Selbstvernichtung“, so Frau Doris Brehm (1908–1991), selbst im Widerstand aktiv. Heute der Versuch, Faschismus mit „Rechts“ bzw. „Rechtsextremismus“ zu umschreiben, versucht eher schon zu verdecken, dass in nahezu jeder politischen Strömung – dem Populismus zuliebe – Faschismen zu finden sein könnten.

Ing. Mag. Dr. Ewald Berkmann, Bregenz