Zu Tode gefüttert?

Leserbriefe / 06.05.2025 • 19:47 Uhr

Herr Burtscher äußert in seinem Leserbrief (VN, 2.5.2025), dass die gesetzlich verordnete Rotwildfütterung ursächlich sei für die Verbreitung von Krankheiten wie TBC. Tatsächlich muss man fragen, warum es einflussreiche Organisationen wie die Jägerschaft, Grundeigentümer*innen und forstliche Zusammenschlüsse nicht schaffen, die Fütterungen binnen kürzester Zeit (freiwillig) abzustellen. Rationale ökologische und biologische Argumente, dass Mitglieder der Familie der Hirsche Herzfrequenz, Körpertemperatur und Stoffwechsel im Winter anpassen und keiner Fütterung durch den Menschen bedürfen, werden seit Jahrzehnten konsequent ignoriert. Man müsse die Tiere lenken, heißt es. Es ist aber gerade die Konzentration des Wildes, die sich verheerend auf Ansteckungsgeschehen und Waldverbiss rund um die Futterstellen auswirkt. Hinsichtlich der saisonal adaptiven Vorgänge im Körper von Rothirsch und Reh (z. B. Verkleinerung der Verdauungsorgane im Winter) könnte ganz grundsätzlich diskutiert werden, ob diese Form der Hege den artgemäßen Ansprüchen der Spezies entspricht oder nicht vielmehr eine widernatürliche ‚Rotwildmast‘ darstellt. Ein vernünftiger Grund für die selektive Fütterung lediglich einiger Huftiere dürfte jedenfalls nicht vorliegen. Dennoch wird jedes Jahr erneut über steigende Prävalenzen gestaunt und gejammert. Solange aber die Strukturen dahinter erfolgreich verschleiert werden, ist ein Ende dieser Misere nicht in Sicht. Leidtragende dieser Politik sind leider immer die Tiere und schlussendlich auch der Lebensraum.

Dr. Ulrike Schmid, Götzis