Leserbrief: Offene Fragen an eine geschlossene Kulturförderung

Leserbriefe / 18.05.2025 • 15:45 Uhr
Leserbrief: Offene Fragen an eine geschlossene Kulturförderung

Eigentlich hatte ich vor, Ihnen mein neues filmisches Protokoll “Sprechtag” vorzustellen – eine Auseinandersetzung mit der Vorarlberger Kunstförderung. Doch die VN hatten dafür offenbar im Oktober keinen Raum: Mein Film hinterfragt die Arbeit der Kulturabteilung kritisch. Ab September tritt das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) in Kraft. Dann werden alle Bürgerinnen und Bürger – auch die Kulturschaffenden – ein Recht auf umfassende Akteneinsicht haben. Daneben existiert bereits ein anonymes Hinweisportal der Landesregierung, über das sich strukturelle Missstände melden lassen, ohne Repressionen zu befürchten. Aus eigener Erfahrung weiß ich: 1. Förderabsagen haben nie eine inhaltliche Begründung. 2. Gespräche mit der Kunstkommission dauern zehn bis zwanzig Minuten und entsprechen eher einem Tribunal. 3. Eine unabhängige Interessenvertretung fehlt – nicht nur, was soziale Absicherung betrifft, sondern auch die freie Besetzung von Fachjurys ohne Interessenkonflikte. Schweigen fördert die herrschende Intransparenz. Wer jedoch die aktuellen Möglichkeiten durch das IFG und das Transparenzportal nutzt, leistet einen persönlichen Beitrag zur Verbesserung und zur Aufdeckung unzureichender Verfahren. Jede Erfahrung zählt, jeder Hinweis stärkt unsere gemeinsamen Interessen – anonym und ohne Risiko. Es wäre wünschenswert, wenn gerade in der Kulturlandschaft mehr Aufmerksamkeit auf diese Instrumente gelenkt würde. So könnten künftig alle kreativen Projekte nach klaren, nachvollziehbaren Kriterien beurteilt und gefördert werden.

Christian I. Peintner, Bregenz