Leserbrief: Der “3-D-Test”

Leserbriefe / 05.06.2025 • 15:45 Uhr
Leserbrief: Der "3-D-Test"

Laufend lese ich von Politikern und der Kulturszene über Israel: “Das wird man ja wohl sagen dürfen”, ergänzt durch: man/frau habe ja nichts gegen Juden, aber … Natürlich ist Kritik an Israel erlaubt, genau wie Kritik an unserer Regierung. Oft steckt aber dahinter Antisemitismus, wenn Kriterien des “3-D-Tests” erfüllt sind. D1: Dämonisierung. Wird Israel mit Nazideutschland verglichen? Werden Israel angebliche Gräueltaten unterstellt? D2: Delegitimierung. Wird Israel sein Existenzrecht, sein Recht auf Verteidigung seines Territoriums oder sein Recht auf Selbstbestimmung abgesprochen? Glauben wir Wohlstandseuropäer in einer maßlosen Selbstüberschätzung, besser zu wissen, was für Israel gut ist? D3: Doppelte Standards. Kritisieren wir Israel für Menschenrechtsverletzungen, die wir in anderen Ländern ignorieren, und fordern von Israel ein Verhalten, das wir von keinem anderen Staat erwarten? Schwingen wir dann selbstgerecht die moralische Keule? Antisemitismus hat eine bestimmte DNA. Er fühlt sich moralisch überlegen. Er relativiert selbst schlimmste Aggressionen gegen Juden. Er “ordnet ein” und verweist auf “Vorgeschichten”, um für diese Verständnis zu wecken. Er erwartet von Juden Zurückhaltung und betrachtet selbstbewusste jüdische Präsenz als Provokation. Er vermutet eine “jüdische Verschwörung” hinter allem Übel dieser Welt und unterstellt Juden Verbrechen, die sie nicht begangen haben. Ob wohl die Berichte in den “Qualitätsmedien” diesen 3-D-Test immer bestehen?

Dr. Wolfgang Hämmerle, Lustenau