Bedrohung kommt aus anderer Richtung

Leserbriefe / 22.06.2025 • 18:12 Uhr

Zum Leserbrief „Der Psychotherapeut und der Wolf – solidarische Empathie braucht Fakten“ von Prof. Kurt Kotrschal und Prof. Rudolf Winkelmayer, VN vom 18. 6. 2025:

So schreiben der bekannte Wolfsexperte Prof. Kotrschal und der Fachtierarzt Mag. Winkelmayer in ihrem Leserbrief. Sie nehmen darin Bezug auf Aussagen von Prof. Haller, (VN 24./25. Mai 2025), wonach dieser die Faktenlage in seiner Argumentation gleich mehrfach missachte, unter anderem die Behauptung, der Wolf wäre der „Totengräber der Almwirtschaft.“ Auch für LR Gantner ist in gleicher populistischer Art nur ein toter Wolf ein guter Wolf, auch wenn er gar keinen Schaden anrichtet. Den guten Erhaltungszustand interpretiert er auf seine Weise, auch wenn diese gesetzwidrig ist. Die Bedrohung der Alpwirtschaft kommt aus ganz anderer Richtung. Wenn etwa wöchentlich Kraftfutter per Lastwagen für hochgezüchtete, nicht alptaugliche Kühe hinaufgekarrt wird und als Folge immer mehr Straßen in die Landschaft gerissen werden, um den überschüssigen Dünger loszuwerden, wirkt das verheerend und dauerhaft auf die alpine Flora. Auch der Verbreitung der TBC durch eine pervertierte Wildfütterung wird schon jahrelang ohne Konsequenzen zugesehen. Wenn einem Landwirt allein dieses Jahr seine gesamte Herde, insgesamt 107 Tiere, gekeult und mehrere Betriebe gesperrt werden mussten, ist es doch gut, wenn es den Wolf gibt, den man mit einem völlig überzogenen Geschrei verteufeln kann, um von dieser Misere abzulenken.

Franz Ströhle, Alpenschutzverein für Vorarlberg, Dornbirn