Leserbrief: Fortschritt oder doch Ausgrenzung?

Leserbriefe / 26.06.2025 • 13:30 Uhr

Wenn neuerdings immer mehr Arztpraxen die Kommunikation mit ihren Patienten ausschließlich über Online-Portale wie Medflex etc. zulassen, so mag das ja in manchen Fällen wie z. B. dem Ausstellen von Rezepten via eCard sehr praktisch und sinnvoll sein. Bei näherer Betrachtung stellt diese Entwicklung aber für meist ältere und weniger computeraffine Menschen eine zumeist unüberwindbare Hürde dar. Ist es denn tatsächlich mit der Berufsethik der Ärzteschaft verträglich, wenn älteren Patienten durch den Einsatz dieser technischen “Hilfsdienste” letztlich der Zugang zur ärztlichen Versorgung verwehrt bleibt?
Ein ähnliches Bild liefert die vom Innenministerium hochgepriesene App “ID-Austria”. Da wird in einer Werbeeinschaltung versprochen, die neue App sei “leicht verständlich, sicher und alltagstauglich”. Die Alltagstauglichkeit dieses digitalen Machwerks offenbart sich spätestens dann, wenn man feststellen muss, dass ohne ein zweites Device – sprich ein zusätzliches Handy oder Tablet – genau gar nichts geht. Wie wollen Sie einer oder einem eh schon überforderten – weil mit diesen Dingen nicht so vertrauten – älteren Dame oder Herrn erklären, dass er oder sie sich zu diesem Zweck auch noch ein zusätzliches Gerät anschaffen muss? Es ist schlicht diskriminierend, wenn man die Vorteile der Digitalisierung nur jenen vorenthält, die damit vertraut sind.

Rainer Barta, Bregenz; Dr. Peter Weiß, Bregenz