Begeisterung über Zwei-Klassen-Medizin?

Leserbriefe / 01.07.2025 • 20:51 Uhr

Staunen lässt mich der ausführliche Beitrag in V-heute vom 27. Juni 2025 über den neuen Gesundheitscampus in Bludenz, der das „marode“ Gesundheitssystem in der Region, ja in ganz Vorarlberg, endlich auf Vordermann bringen möchte – außer Organtransplantationen wird dort umgehend „alles“ operiert – welche Hybris. Staunen werden auch die laut Bericht begeisterten Patienten, wenn der zugesagte Kassenrückersatz von 80% des Kassentarifs letztlich ca. 10% des Gesamthonorars ausmacht – eigene Erfahrung. Dies wird die Prämien der zunehmend beliebten Zusatzversicherungen erhöhen, die sich dann immer weniger Menschen leisten können – ich denke an chronisch Kranke, die regelmäßig zum Arzt müssen – Patienten mit Rheuma, Autoimmunerkrankungen, chron. Herz- u. Nierenerkrankungen, Diabetes, Hypertonie usw. – sie können diese Selbstbehalte bzw. Prämien zusätzlich zum allg. Versicherungsbeitrag nicht stemmen, wenn sie überhaupt aufgrund der Erkrankung und des Alters von einer Privatversicherung aufgenommen werden. Die Versorgung, und wir Ärzte haben einen Versorgungsauftrag, dieser großen Gruppe obliegt dann den „Kassenärzten“, die dadurch völlig überfordert werden, mit entsprechenden Wartezeiten und dafür noch gerügt werden. Sie brauchen alle Unterstützung, um dieses System zu verbessern.

Dr. Rudolf Sprenger, FA f. Innere ­Medizin i.R., Feldkirch