Bürgerbeteiligung ist keine Bedrohung der Demokratie

Leserbriefe / 12.08.2025 • 20:15 Uhr

Zum Leserbrief Weggle und Fünferle von DI Alfred Lexer, Hard, VN vom 4. August 2025:

Mit Verwunderung lese ich die Kritik von Dr. Wolfgang Burtscher an der angeblich fehlerhaften Entscheidungsfähigkeit der Bürger in Liechtenstein. Solche Aussagen zeugen von tiefem Misstrauen gegenüber demokratischer Teilhabe und offenbaren ein elitäres Demokratieverständnis. Wer Bürgerengagement pauschal abwertet, weiß offenbar nicht, dass ein offener, demokratischer Diskurs das Miteinander in der Gesellschaft fördert. Natürlich handeln Menschen auch eigennützig – wie alle sozialen Gruppen. Daraus jedoch zu folgern, dass Gemeinwohl nur durch Abgrenzung von der Bevölkerung entstehen könne, ist kurzsichtig und letztlich gefährlich. Unsere Demokratie braucht im Gegenteil mehr partizipative Elemente – etwa wie DI Alfred Lexer schreibt – in einer sogenannten Sapikratie. Mit diesem interessanten Verfahren zur Findung der besten Lösung werden Argumente, Wissen, Erfahrung und Gemeinsinn über Lautstärke, Populismus und Lobbyinteressen gestellt. Eine lebendige Demokratie lebt vom Mitdenken, Mitreden, Mitgestalten – nicht von der Herabwürdigung jener, die sie tragen. Doch Vernunft kann nur wachsen, wenn politische Beteiligung als Aufgabe aller verstanden wird. Alle fünf Jahre ein Kreuzchen bei einer wahlwerbenden Partei machen zu dürfen, begründet noch keine echte demokratische Teilhabe.

Adolf Zwahlen, Lustenau