Leserbrief: Grüaß di Gott, mi subers Ländle!

Dass Vorarlberg zu Recht als sauberes, lebenswertes Ländle bezeichnet wird, daran zweifelt niemand. Vorbildliche Mülltrennung, Landschaftsreinigungsaktionen und eine engagierte Bevölkerung tragen wesentlich zu diesem positiven Bild bei. Dieses Image ist unser Kapital – und es gilt, es zu bewahren. Doch leider trüben immer wieder Skandale dieses Bild. Vor 60 Jahren die “Fußach-Affäre”, die damals ein Symbol für den Widerstand gegen eine übermächtige Bundespolitik darstellte. Heute sind es andere Schlagzeilen, die das Vertrauen der Menschen erschüttern. Der Testamentsfälscher-Skandal mit Millionenverlusten für Erben, die Wirtschaftsbundaffäre mit weitreichenden Folgen, Ermittlungen in der Siemens-KHBG-Affäre und zuletzt erschreckende Berichte über Kindergewalt im Ferienheim zeigen: Hinter der glänzenden Fassade existieren dunkle Kapitel. Auch die Führerscheincausa mit beträchtlichen Nebeneinkünften für Beamte und Justizangehörige wirft ein fragwürdiges Licht auf manche Institutionen. Deshalb ist es notwendig, dass wir uns nicht auf unserem “sauberen” Image ausruhen. Skandale dürfen nicht ausgesessen, sondern müssen konsequent, zeitnah und schonungslos aufgeklärt werden. Nur durch Transparenz und ehrliche Aufarbeitung kann das Vertrauen in Politik, Behörden und Institutionen wiedererlangt werden. Es liegt an uns allen – den Verantwortlichen genauso wie den Bürgern –, wieder intensiv an unserem “Vorarlberg-Image” zu arbeiten. Eine kritische Nachbereitung in den Vorarlberger Nachrichten wird gewiss auf großes Interesse stoßen und trägt zur Bewusstseinsbildung bei.
Hans-Karl Moser, Rankweil