Wenn der Rechtsweg zum Risiko wird

Leserbriefe / 12.10.2025 • 19:17 Uhr

Johannes Huber hat in den Vorarlberger Nachrichten am Samstag einen Nerv getroffen. Postenschacher ist eine „schallende Ohrfeige für alle ohne Parteibuch“. Doch die Wirkung reicht weiter: Was bleibt einem Bürger mit berechtigten Anliegen, wenn er jeder Institution mit Misstrauen begegnen muss? Ich selbst bin mir in einer Sache nicht mehr sicher, ob ich sie überhaupt bei Gericht bringen soll – und ob die möglichen Nachteile den Weg zur Gerechtigkeit rechtfertigen. Wenn man in einem Rechtsstaat den Rechtsweg aus Selbstschutz meidet, ist das Alarmstufe Rot. Hier ist ein System entstanden, in dem Integrität bestraft und Opportunismus belohnt wird. Wer aufmuckt, riskiert Vergeltung statt Recht. Wenn Bürger den Rechtsweg als Gefahr statt als Chance wahrnehmen, ist der Rechtsstaat bereits beschädigt. Huber nennt Korruption einen Angriff auf die Grundpfeiler der Republik. Er hat recht – und Ihre Berichterstattung zur Führerschein-Causa zeigt: Unabhängige Medien sind der letzte Schutzwall, wenn Gerichte und Behörden nicht mehr als neutrale Instanzen gelten.

Hans Mohr, Dornbirn