Wirtschaftskammer und Demokratie
Die jüngsten Gehaltserhöhungen in der Wirtschaftskammer und das unglückliche Krisenmanagement ihres Präsidenten sorgen derzeit für Schlagzeilen. Doch das eigentliche Problem liegt tiefer: Die Wirtschaftskammer vertritt nur die Interessen einer Minderheit ihrer Zwangsmitglieder, weil viele ihrer Gremien gar nicht demokratisch legitimiert sind. So fanden etwa in Vorarlberg 2025 in 51 von 91 Fachgruppen keine Wahlen statt – mangels Gegenkandidaturen. Dass man dort nicht einmal mit „Ja“ oder „Nein“ abstimmen kann, unterschreitet demokratische Mindeststandards, die in jedem Verein selbstverständlich sind. Den Mitgliedern dieser Fachgruppen wird damit auch das Wahlrecht für alle übrigen Organe der Wirtschaftskammer entzogen, da diese indirekt über die Fachgruppen bestimmt werden. Das Ergebnis sind angebliche 87 % für die schwarz-blaue Einheitspartei bei einer Wahlbeteiligung von nur 16 %. Auch ich gehöre unfreiwillig zu den 84 % Nichtwählern, genauso, wie mein Unternehmen unfreiwillig Mitglied ist und Kammerumlage bezahlen muss. Demokratische Interessensvertretung sieht anders aus.
Peter Mayerhofer, Weiler