Leserbrief: Gewalt bekämpfen – statt Scheidungskriege auszulösen

Die Aussagen von Justizministerin Sporrer zeigen leider, wie stark die SPÖ beim Thema Scheidungsrecht auf dem Holzweg ist. Das Verschuldensprinzip mag historisch gewachsen sein – in der Realität von heute erzeugt es aber massive Fehlanreize und zerstörerische Dynamiken – selbst wenn die meisten Ehen dann doch einvernehmlich geschieden werden. Wer behauptet, Verantwortung ließe sich in hoch eskalierten Trennungssituationen sauber zuordnen, ignoriert die Praxis. Schon jetzt wird vielen geraten, in der gemeinsamen Wohnung auszuharren, um kein „Verschulden“ zu riskieren – mit teils dramatischen Folgen für Kinder. Die Angst vor Schmutzwäsche-Verfahren und Reputationsschäden ist genau der Grund, warum 85 % der Paare in die einvernehmliche Scheidung flüchten. Nicht aus Überzeugung, sondern um das System zu umgehen. Ein modernes Scheidungsrecht sollte Konflikte reduzieren, nicht befeuern. Europa zeigt, dass faire Lösungen ganz ohne Verschuldensprinzip funktionieren. Österreich hält dagegen an einem antiquierten Modell fest, das systematisch verbrannte Erde hinterlässt. Es ist höchste Zeit für einen sachlichen, zeitgemäßen Neustart – im Interesse aller Beteiligten, vor allem der Kinder.
Robert Seyfriedsberger, Wir Väter, Wien