H. Gmeiners Büste in Alberschwende

Leserbriefe / 02.12.2025 • 19:59 Uhr

Die Büste ist vom Künstler so konzipiert und ausgeführt, dass sie das Kinderdorf in den fünf Kontinenten darstellt. Die persönliche Versündigung des Gründers ist vom „Werk“ zu unterscheiden. Große Künstler haben sich in ihrem Leben versündigt auf vielerlei Weise. Aber ihr Kunstwerk blieb das Kunstwerk. Das Gute, das ein Mensch tut, bleibt gut trotz seiner Versündigung. Es bräuchte Mut, die Büste in obigem Sinn stehen zu lassen und nicht der Welle der Totalverurteilung zu folgen und der „Ächtung“. Wobei ich der Kritik der Leserbriefschreiberin vom Samstag recht gebe. Und doch denke ich, die Büste könnte ein Zeichen des Erbarmens und der Güte sein und des Glaubens an die gute Absicht und Zielsetzung des Gründers. Fundamental für die Christliche Ethik ist die tiefe Unterscheidung von „Sünder“ und „Sünde“, von der „Person“ und ihrer „Verfehlung“. Es gibt die Sünde im Zusammenleben der Menschen und wird sie immer geben. Aber allein die Vergebung der Schuld kann das Zusammenleben heil erhalten und machen. Schlussendlich erinnere ich auch mich selbst an die christliche Glaubensüberzeugung von einem Jüngsten Gericht, einem letzten Wahrspruch über jede Menschenseele. Ist es übertrieben fromm, auch für einen Hermann Gmeiner zu beten?

Peter Mathei, Alberschwende