„Der Typ hat sogar noch meine Badehose an“

Vorarlberg / 24.08.2017 • 22:19 Uhr
„Der Typ hat sogar noch meine Badehose an“

Fremdes Pärchen machte es sich im Motorboot von Horst Giselbrecht gemütlich.

Bregenz. Der Urlaub war vorbei, das Motorboot seit einer Woche wieder im Bregenzer Yachthafen stationiert. Am vergangenen Dienstagabend sah der Bregenzer Horst Giselbrecht (55) mal kurz nach dem Rechten. Er wollte sich vergewissern, ob denn auch alles in Ordnung war mit „seinem Heiligtum“, einem Wellenflitzer, der gerade erst am 2. August behördlich zugelassen worden war.

Doch gar nichts war in Ordnung. „Erst wunderte ich mich, warum der Reißverschluss der Persenning zentimeterweit geöffnet war“, schilderte er den VN, und: „Die Schiebetür war ebenfalls offen – so wie auch der Kühlschrank. Und auf dem Tisch stand ein Bier, das ich nicht kannte.“ Aber es sollte noch dicker kommen. Im Bett der Eignerkabine lag ein fremdes Pärchen, daneben ein Pitbull-Terrier, der gleich bellend auf den 55-Jährigen zustürmte, so wie die junge Dame. „Sie hat mich angeschrien, wer ich sei und was ich hier wolle. Glücklicherweise hielt sie den Kampfhund am Halsband fest“, schildert Giselbrecht die unglaubliche Dreistigkeit, mit der ihm hier begegnet wurde. Und das auf seinem eigenen Boot.

„Wie alte Bierkneipe“

Seine Gattin Ruth beschrieb die Situation auf FACEBOOK noch drastischer: „Diese Leute mit Kampfhund haben in unserem neuen Boot gekocht, gegessen und geschlafen. Sie haben uns bestohlen (sämtliche Wäsche, Kleidungsstücke, Kosmetik, Badesachen, Geld und so weiter), Sachen beschädigt – wie Teppiche, Sonnenrollos bei Luke inkl. Fliegengitter. Und sie hinterließen das Boot in einem katastrophalen Zustand; da waren Zigarettenkippen im Bett und auf dem hellen Teppichboden inklusive Essensresten.

Das WC war fast übergelaufen und verstopft. Das gesamte Boot roch wie eine verkommene alte Bierkneipe und sah auch so aus! Die hatten es sich seit Montag bei uns gemütlich gemacht. Mein Mann und ich sind so richtig geschafft!“

Fall dürfte aufgeklärt sein

Giselbrecht verständigte sofort die Polizei. Doch das Paar flüchtete, er nahm die Verfolgung auf. Allerdings nur so lange, bis die noch Unbekannten seinen Augen entschwanden. Doch seine genaue Täterbeschreibung führte die Polizei schon bald auf die Spur der Verdächtigen.

Noch während des Gesprächs mit den VN am Donnerstag ging ein Anruf der Polizeiinspektion bei Giselbrecht ein, und auch ein Foto des verdächtigen Paars wurde ihm übermittelt. Es hatte es sich gerade auf einer Wiese am Bregenzer Molo gemütlich gemacht, als die beiden von den Beamten gestellt wurden. Der Bootseigentümer erkannte sie sofort wieder. „Sie sind es definitiv! Der Typ hat sogar noch meine Badehose an.“

Kritik an Infrastruktur

Die Giselbrechts sind offenbar nicht die einzigen Betroffenen solcher Heimsuchungen. Ständig kommt es zu ähnlichen Beschwerden seitens der Bootseigentümer an die „Marina Bregenz“. Ruth Giselbrecht kritisiert die Infrastruktur für die Sicherheit des Hafens: „Unbefugte gehen auf den Steganlagen ein und aus. Und es gibt keinen Hafenmeister, der zur Anlage und zu den Booten schaut.“

Auf dem Tisch stand ein Bier, das ich nicht kannte.

Horst Giselbrecht
Das vermutlich obdachlose Paar schlief unerlaubt in dieser Motorjacht. Fotos: Giselbrecht, Sohm
Das vermutlich obdachlose Paar schlief unerlaubt in dieser Motorjacht. Fotos: Giselbrecht, Sohm