Liebe zu Nadel und Faden

Fotos: Marlene Matt
Gabriele Breznik führt seit knapp zehn Jahren die kleine Änderungsschneiderei Fingerhut.
Bregenz. Ihr Urgroßvater übte das Handwerk des Herrenschneiders aus, genauso ihre Mutter und noch drei Tanten dazu. „Obwohl ich es nicht wahrhaben wollte, aber auch mir liegt die Schneiderei ganz einfach im Blut“, begründet Gabriele Breznik mit einem Lächeln ihre Berufswahl. Sie liebt das Hantieren mit Nadel und Faden und vor allem den Kontakt zu den Kunden. Viele kommen nur für einen Schwatz vorbei, andere bringen Hosen oder Hemden, um schnell einen Knopf annähen zu lassen.
Erstaunlich, dass immer mehr junge Leute zum Kundenkreis zählen: „Flicken oder kleine Ausbesserungen an ihren Lieblingsteilen sind kein Tabu mehr“, weiß die Schneiderin zu berichten. „Jüngst war ein Mädchen bei uns, die zum Maturaball das Abendkleid der großen Schwester abändern wollte. Mit Pailletten und Schleifen wurde das alte Kleid aufgepeppt und war kaum wiederzuerkennen“, erinnert sich Gabriele Breznik an den freudestrahlenden Blick der jungen Dame bei der Anprobe.
Vor knapp zehn Jahren wagte die Bregenzerin den Sprung in die Selbstständigkeit. Sie mietete einen kleinen Raum direkt an der Rheinstraße. Bereits nach wenigen Wochen waren die 250 Kleiderbügel mit Aufträgen belegt, eine Sieben-Tage-Arbeitswoche normal. Dann stellte Gabriele Breznik ihre erste Mitarbeiterin ein. „Das Arbeitsvolumen ist zwar geblieben, die Freude an der Arbeit glücklicherweise auch.“
Sich Zeit nehmen für Kunden
Für Frauen und Männer gleichermaßen ist eine Veränderung des Körpergewichts der häufigste Grund für den Gang zum Fingerhut. Es werden aber durchaus auch neue Kleidungsstücke gebracht: Weil’s am Hosenbund zwickt, die Rüschen unvorteilhaft wirken oder das neue Hochzeitskleid weniger Oberweite zeigen soll. Dabei nimmt sich Gabriele Breznik immer viel Zeit für die Wünsche der Kunden. Zu fast jedem Kleidungsstück gibt es eine Geschichte. „Wir erfahren viel Persönliches und sehen Intimes. Daher haben Diskretion und Vertrauen einen hohen Stellenwert.“
Neben modernsten Nähmaschinen ist die Chefin besonders stolz auf eine 80 Jahre alte Singer-Maschine. Das Einstandsgeschenk einer ihrer Tanten, aus schwerem Eisen, nicht umzubringen. „Genauso wenig wie das Handwerk der kleinen Schneidereien.“ Davon ist Gabriele Breznik überzeugt.

Schneiderin
Nahezu täglich beschäftige ich mich mit einem neuen Stück. Zumeist braucht es individuelle Lösungen, für die meine Kreativität gefordert ist. Außerdem liebe ich den Umgang mit Stoffen.
Fakten zur Firma
Änderungsschneiderei Fingerhut
» 2004 von Gabriele Breznik gegründet
» Etwa 4000 Knöpfe und Tausende verschiedene Fäden und Bänder lagernd
» 80 Jahre alte Singer-Nähmaschine als stabiles Prunkstück