Boom bei Börsengängen
Zahl der österreichischen Börse-Neuzugänge könnte im kommenden Jahr bei drei bis fünf liegen.
Wien. Eine Welle von Börsengängen weltweit erwartet die Unternehmensberatung Ernst & Young (EY). Allein im ersten Quartal 2014 dürften es 250 bis 300 mit einem Volumen von 35 bis 45 Mrd. Dollar (25,4 bis 32,7 Mrd. Euro) sein. Die Zahl der österreichischen Börse-Neuzugänge könnte im kommenden Jahr bei drei bis fünf liegen, erwartet EY-Österreich-Partner Gerhard Schwartz.
In allen Branchen seien die Pipelines für mögliche Börsengänge gut gefüllt, so Schwartz zur APA. Ein wichtiger Punkt sei, ob die Preisvorstellungen stimmen. Generell seien die Rahmenbedingungen für Börsengänge derzeit gut: „Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken, hohe Bewertungen und verbesserte Konjunkturaussichten ebnen den Unternehmen wieder den Weg an die Börse“, erklärt Schwartz.
Das Fenster für Börsengänge (Initial Public Offering/IPO) sei derzeit geöffnet – grundsätzlich auch in Österreich. Aktuell agierten die österreichischen Unternehmen aber noch mit Zurückhaltung, auch heuer gab es kein IPO. Abgesagt wurde vor wenigen Wochen der an den Börsen Wien und Frankfurt geplante IPO des Mischkonzerns Constantia Flexibles.
Weltweit rechnen EY für das vierte Quartal 2013 mit 294 IPOS, um 47 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Emissionserlöse sollten von 37 auf 67 Mrd. Dollar steigen. Im Gesamtjahr 2013 dürfte die Zahl der Börsegänge – trotz der von der Aufsicht verordneten Zwangspause in China – auf 864 (837) steigen. Beim Gesamtemissionsvolumen wird ein Plus um 27 Prozent von 129 Mrd. auf 163 Mrd. Dollar erwartet. Allein in den USA steigt heuer die Zahl der Börsengänge von 133 auf 222.
Auf Vorkrisenniveau
Der für das erste Quartal 2014 erwartete Anstieg würde eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau der Jahre 2005 bis 2008 bedeuten. Aufwärtsgehen dürfte es im kommenden Jahr unter anderem dank der Wiederöffnung der chinesischen Börse für neue Listings. China dürfte demnach auch einer der Haupttreiber sein, für das erste Quartal erwartet EY 50 IPOs an den chinesischen Börsen.
Haupttreiber des weltweiten IPO-Marktes werden auch 2014 wieder Finanzinvestoren sein, die die guten Bewertungen nutzen, um sich von ihren Beteiligungen zu trennen, erwarten die EY-Experten. Heuer bringen Finanzinvestoren weltweit 182 (107) Unternehmen mit einem Emissionsvolumen von 56,4 (19,4) Mrd. Dollar an die Börse.
An Deutschland wird der IPO-Boom weitgehend vorbeigehen: „Bis zu zehn, maximal 15 Börsengänge“ erwartet Martin Steinbach, der sich für Ernst & Young mit Neuemissionen beschäftigt, für 2014. Heuer gibt es sieben Börsengänge, wobei nur fünf Unternehmen erstmals Aktien verkauften. Das erste Initial Public Offering 2013, das des Wohnimmobilienkonzerns LEG, war mit einem Volumen von 1,17 Mrd. Euro das drittgrößte in Europa nach der britischen Royal Mail (2,3 Mrd. Euro) und dem Unterhaltungskonzern Merlin Entertainment (rund 1,25 Mrd.).
In allen Branchen sind die Pipelines für Börsengänge gut gefüllt.
Gerhard Schwartz, EY