Ein verhängnisvolles Geschäft

Wie ein einziges Geschäft das Ende besiegelt: Die Geschichte einer Firmenpleite.
Bregenz. Es liest sich wie ein Wirtschaftskriminalroman. Ein junges Unternehmen startet durch. Die Geschäfte laufen gleich im ersten Jahr gut an. Doch dann geht man einem professionellen Betrüger auf den Leim. Ein enormer Schaden entsteht. Das Unternehmen steht vor dem Ruin, der Konkurs ist unabwendbar. Das Schicksal der Bregenzer UnITer GmbH hätte viele andere Unternehmen auch ereilen können – und sollte ein Warnschuss sein.
Doch der Reihe nach:
Angefangen hat alles im Juni diesen Jahres, als Microsoft das neue Betriebssystem auf den Markt brachte, das aber nur mäßigen Anklang bei den Konsumenten fand. „Der Ruf nach dem alten Betriebssystem wurde immer lauter, das Angebot aber immer knapper. So waren alle Händler auf der Suche nach den letzten MS Offices von 2010“, erzählt Walter Rhomberg, der schon zuvor mit Waltersoftware jahrelang in der Branche tätig war, im Gespräch mit den VN.
Da kam das Angebot einer Wiener Handelsfirma (der Name ist der Redaktion bekannt) gerade recht. „Wir haben noch 2000 Stück auf Lager“, hieß es im E-Mail. Doch blauäugig gab man sich bei diesem Geschäft nicht. „Wir ließen uns 20 Seriennummern geben und schickten diese zur Überprüfung an Microsoft, um auf Nummer sicher zu gehen, dass es keine Fälschungen sind“, sagt Rhomberg. Der aber musste mit einer Absage vorliebnehmen. Microsoft prüfte nicht.
Schließlich entschied sich der 51-jährige Unternehmer, persönlich nach Wien zu fahren, um sich die Ware vor Ort genau anzuschauen. Vier Merkmale gibt es laut Microsoft, auf die geachtet werden muss. „Und die haben alle gepasst“, sagt der Bregenzer und fügt hinzu: „Also haben wir die Ware gekauft.“ Für 2000 Lizenzen überwies das Bregenzer IT-Unternehmen 360.000 Euro nach Wien.
Produktkey passte nicht
Doch schon eine Woche nach dem ersten Verkauf, ereilte das Team von UnITer die erste Reklamation. Der Produktkey passte nicht. Im Anschluss nahm UnITer sämtliche Lizenzen wieder zurück. „Somit ist keinem einzigen Kunden von uns ein Schaden entstanden“, betont Rhomberg. Dafür blieb das junge IT-Unternehmen auf einem enormen Schaden sitzen. Denn Rhomberg und sein Team schickten die 2000 Stück nach München zu Microsoft. Nach eingehender Überprüfung befand der Weltkonzern dort, dass die Linzenzen gefälscht seien. Die Unrichtigkeit der Produkte stellte Microsoft anhand des Wortes „Datenträger“ fest, bei welchem die „ä“-Striche knapp verutscht gewesen sein sollen. Den Schaden ersetzt bekam UnITer von Microsoft nicht. „Sie haben uns lediglich angeboten, eine einzige Lizenz zu ersetzen. Das ist ein Witz“, so Rhomberg, der völlig enttäuscht ist vom Weltkonzern. „Wenn ein Endverbraucher eine gefälschte Lizenz auf eBay kauft, bekommt er sie von Microsoft rückerstattet. Ein Großhändler aber, der für Millionenumsätze sorgt, ist nichts wert“, beklagt Rhomberg. Bereits am 18. Juli erstattete er Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Wien. Bislang ist jedoch nichts passiert.
Wie die VN berichteten, musste der IT-Dienstleister Konkurs anmelden. Zu den 360.000 Euro Verlust kamen noch 40.000 Euro an Kosten für Anwalt und Privatdetektiv.
Spuren gehen nach Bratislava
Das fragwürdige Handelsunternehmen gibt es längst nicht mehr. Die Homepage ist gesperrt, der Geschäftsführer angeblich untergetaucht. Dieser hat kurz nach dem Geschäft mit UnITer Privatkonkurs angemeldet und das Geld nach Bratislava überwiesen. Das fand der von Rhomberg engagierte Privatdetektiv heraus. Was die VN zudem in Erfahrung bringen konnten: UnITer war nicht die einzige Firma, die den mutmaßlichen Betrügern auf den Leim gegangen ist. Eine renommierte Wiener IT-Firma mit 16 Mitarbeitern musste nach Geschäften mit jener Handelsfirma ebenfalls Konkurs anmelden.
Dass er die Sorgfaltspflicht vernachlässigt haben könnte, will sich Rhomberg nicht vorwerfen lassen. „Ich kann nicht sagen, was ich anders hätte machen können. Klar kann man im nachhinein sagen, dass wir eine Bankgarantie hätten verlangen sollen, aber wer die Branche kennt, weiß, dass das nicht üblich ist“, resümiert Rhomberg.
Erst hat man uns betrogen und dann im Stich gelassen.
Walter Rhomberg