Wider die Kurzlebigkeit

Lauterach. Rund 40 Stunden dauert es, bis nach vielen einzelnen Arbeitsschritten ein Paar handgefertigter Schuhe dem glücklichen Besitzer übergeben werden kann. „Ein bisschen Wehmut ist bei der Übergabe der Unikate meistens dabei“, lacht Nicole Fink. Sie ist Schuhmachermeisterin und eine der beiden Gesellschafterinnen des kleinen Betriebs, den sie 2009 als 34-Jährige gründete. Ein mutiger Schritt in die Selbstständigkeit? „Für mich war ein eigenes Geschäft ein lang gehegter Traum und es lief glücklicherweise von Anfang an gut.“ So gut, dass die Arbeit bald nicht mehr alleine zu bewältigen war. 2011 stieg Sabrina Siegl als gleichwertige Geschäftspartnerin mit ins Boot.

Die Begeisterung für das Handwerk ist spürbar, wenn die beiden Frauen von ihrem rar geworden Beruf erzählen. „Das Tüfteln, das Ausprobieren von neuen Ledersorten und verschiedenen Macharten ist immer wieder spannend.“ Handgefertigte Schuhe halten zumeist ein Leben lang. So gesehen ist die Investition für ein Paar Maßschuhe ab 1200 Euro gut angelegt. „Menschen, die nachhaltig denken und Qualität vor Quantität stellen, gibt es immer mehr.“

Daneben gibt es viele Menschen, die aus orthopädischen Gründen keine normalen Schuhe tragen können. Individuelle Maßanfertigungen ermöglichen ihnen ein schmerzfreies Gehen. Für orthopädisches Schuhwerk verfügen Fink und Siegl
über einen Kassenvertrag. ­Orthopädische Fertigungsaufträge machen etwa die Hälfte des Gesamtumsatzes aus.

Reparaturen und Kreatives

Ein großer Umsatzträger sind Schuh- und Taschenreparaturen. Einen Namen gemacht hat sich die Schuhmacherei auch mit individuellen Einzelanfertigungen: Tabak­beutel, besondere Geldtaschen und Gürtel, Försterutensilien, Überzüge für Motorradsättel … und vieles mehr, was sich aus Leder fertigen lässt.