“Am Ende hat man sich zu Tode reglementiert”

Überhitzte Lage im Handwerk hat sich entspannt. Regulierungswahn bereitet Sorgen.
Schwarzach. Das Vorarlberger Gewerbe und Handwerk lassen die Phase der Hochkonjunktur vorläufig hinter sich. Verhalten fällt der Konjunkturbericht der KMU Forschung Austria im 4. Quartal 2013 aus. Nur 24 Prozent der heimischen Betriebe beurteilten die Geschäftslage mit „gut“. Der Rest als „saisonüblich“ oder sogar als „schlecht“. „Wir haben uns große Mühe gegeben, das Vorjahresergebnis zu halten. Selbst wenn wir deutlich über dem Österreichdurchschnitt liegen, müssen wir aber eingestehen, dass sich die Tendenz nach unten neigt“, berichtet Bernhard Feigl, Spartenobmann Gewerbe und Handwerk.
Lage beruhigt sich
Die Boomzeiten, ausgelöst durch „Krisen-Instrumente“ wie die Sanierungsförderung, hatten den Markt überhitzt. Besonders Fenster waren in Vorarlberg kaum bis gar nicht mehr zu bekommen. „Wir merken, dass der Wohnbau zurückgeht, vor allem der geförderte Wohnbau“, berichtet Spartengeschäftsführer Thomas Peter. Denn während der Durchschnitt der letzten sechs Jahre bei 1340 Wohneinheiten pro Jahr lag, wird heuer ein absoluter Tiefpunkt von nur noch 1100 Wohneinheiten erreicht. Diese Entwicklung schlägt durch – gerade in die nachgelagerten Branchen wie das Baunebengewerbe. Diese Situation sei aber keinesfalls besorgniserregend. „Es ist nicht schlecht, wenn sich die Lage beruhigt und dadurch die Aufträge im Land bleiben“, so Peter. Dadurch müssen Kunden auch nicht mehr zu Handwerksbetrieben im Ausland ausweichen, weil sie hier kein Angebot bekommen.
Gegen Regulierungswut
Dennoch gibt es genügend Punkte, die den Verantwortlichen auf den Magen schlagen. Deregulierung
und Verwaltungsvereinfachung stehen ganz oben auf deren Wunschliste. „Das Handwerk leidet unter dem vorgespielten Allgemeininteresse“, erklärt Spartenobmann Feigl. Die Menschen hätten nach der Krise zwar vermehrt die Wertigkeit des Handwerks erkannt. Aber: Es gebe zu viele Gesetze und Regelungen, die nur der Industrie helfen und nicht dem Handwerk. Zum Beispiel Vorschriften bezüglich Hygiene und Arbeitsschutz. So müsse heute eine Drei-Mann-Bäckerei die gleichen Vorschriften erfüllen wie ein riesiger Backbetrieb. Oder ein kleiner Tischler müsse die gleiche Absauganlage haben wie ein großer Fertigungsbetrieb.
„Das ist kein fairer Wettbewerb. Viele Betriebe stellen fest, es rentiert sich nicht mehr“, betont Feigl und fordert daher mehr individuellen Freiraum für das Handwerk. Das sei nichts Verwerfliches oder Unhygienisches. Vielmehr zerstöre diese Regulierungswut letztlich die kleinen Strukturen und man müsse aufpassen, dass man sich am Ende nicht zu Tode reglementiere.
Wir brauchen mehr Freiraum für das heimische Handwerk.
Bernhard Feigl
