“Nicht alle Eier in den gleichen Korb”

Markt / 24.01.2014 • 19:54 Uhr
Uwe Burkert, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg, sprach beim Private Banking Forum der Hypo.  Foto: VN/Hartinger
Uwe Burkert, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg, sprach beim Private Banking Forum der Hypo. Foto: VN/Hartinger

LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert sieht größte Anlagechancen in Europa und in den USA.

Hohenems. Auf der Hut waren die Anleger in letzter Zeit. Zu viele Unsicherheitsfaktoren lauerten auf den Märkten. Die Inflationsangst griff um sich. Die Suche nach Sicherheit war spürbar. Viele Anleger gingen deshalb „runter vom Gas“, suchten Sicherheit in Anlagen, die zwar „sicher“, aber wenig lukrativ waren. Aus Angst wurde zu wenig in Laufzeiten investiert. Man habe durch die daraus resultierenden konservativen Anlagestrategien Chancen verpasst. Schließlich brachten viele Geldanlagen nach Abzug der Inflation keinen Ertrag, betont Uwe Burkert, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg. Er gab rund 300 Gästen des Private Banking Forums der Hypo Landesbank Vorarlberg einen interessanten Einblick in die anlagepolitischen Chancen und Risiken für das heurige Jahr. Letztlich komme es nun wieder auf die alten Grundlagen an, so das Fazit des Analysten: Das Risiko streuen, „nicht alle Eier in einen Korb legen“ und Puffer einbauen.

Die derzeitig lockere Geldpolitik und die niedrigen Zinsen brauchen nach Meinung des Chefvolkswirts derzeit mehr die Banken als die Unternehmen. Letztere hätten in Österreich und Deutschland „viel Cash auf der Bilanz“ und bräuchten dadurch keine günstige Kreditversorgung mehr. Das Zinsniveau werde seiner Meinung nach heuer niedrig bleiben.

Kein Aktionärs-Volk

Die derzeit größten Chancen für Aktieninvestoren sieht Burkert im europäischen Raum (hier vor allem bluechips) sowie im amerikanischen Markt. Beim DAX lohne es sich, auf einen Rücksetzer zu warten. Auch in den Schwellenländern könne man weiter investiert bleiben. Generell habe es zwar schon bessere Einstiegszeitpunkte gegeben. Der Einstieg in Aktien sei aber an sich immer noch interessant. Und das, obwohl „Deutsche und Österreicher kein Volk von Aktionären sind“, wie Burkert betont. Er hoffe hier sehr auf das Interesse der Jugend, gerade auch im Hinblick auf deren Perspektive auf eine Pension. Befürchtet Burkert wie viele Ökonomen, dass es aufgrund der Abwertungspolitik in Japan zu einem Währungskrieg kommen könnte? „Ich würde es nicht so hart formulieren“, sagt er. Allerdings sei so eine Politikveränderung schon spürbar. Korea und China merken das, und die Bereitschaft, tatenlos zuzusehen, sei nicht sehr hoch. Der Yen werde jedenfalls schwach bleiben, so der Experte.

Mindestkurs hält

Auch zum Thema Schweizer Franken hat Burkert eine klare Meinung: Der Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro werde halten. Das bestätigte gestern auch der oberste Schweizer Währungshüter Thomas Jordan beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Die Verteidigung der Kursuntergrenze bleibe bis auf Weiteres der Schwerpunkt der Geldpolitik der Nationalbank. Laut Burkert wäre allerdings für die Nationalbank auch ein Kurs von 1,25 oder 1,28 nicht schlecht. Zuvor gelte es allerdings die Neubewertung der Goldreserven zu verkraften. Erst dann könne Bewegung in die Sache kommen.

Eine hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben.

Uwe Burkert, LBBW