„War ein Kennenlernen von beiden Seiten“

Dornbirn. Kurt Kusternig war Geschäftsführer bei Glatz Schilder, begleitete das Unternehmen dann im Zuge der Fusion mit Huber und fungiert nun als Geschäftsführer der daraus entstandenen Visuform GmbH. Im Interview spricht er über die größten Herausforderungen bei der Zuammenlegung und Visionen für die Zukunft.
2012 hoben Sie Visuform aus der Taufe. Grundstein waren die beiden Firmen Glatz Schilder GmbH und Huber GmbH. Sie haben die Übernahme begleitet. Wie ging der Prozess vonstatten?
Kusternig: So ein Prozess ist begleitet von einer sehr intensiven Vorbereitungszeit, von langen Gesprächen und einem Kennenlernen von beiden Seiten.
Worin lagen die größten Herausforderungen bei der Zusammenlegung?
Kusternig: Eine Fusion ist immer eine sehr spannende Geschichte und eine intensive Zeit für die Beteiligten. Man sieht klar die Chancen, die sich ergeben können. Maschinen und Geräte kann man leicht an einen neuen Standort führen. Der schwierigste Part ist das Zusammenführen von zwei Unternehmenskulturen. Das heißt, die Mitarbeiter machen auch einen Entwicklungsprozess durch, müssen offen sein für Neues. Unterm Strich ist es der Faktor Mensch. Die Maschinen funktionieren nur mit den Menschen, und je wohler sie sich fühlen, desto besser geht’s der Firma.
Braucht ein Neuanfang auch einen neuen Firmennamen?
Kusternig: Durch die Erweiterung ist eine ganz neue Firma entstanden. Wir haben aus beiden Firmen die Kernkompetenzen zusammengefügt, sind leistungsstärker geworden. Somit hat sich die Möglichkeit einer Namensänderung geboten, weil wir das auch nach außen deutlich sichtbar machen wollten. Visuform bezieht sich auf unsere Produkte, leitet sich ab von „Visuelles in Form“. Denn alles bei uns dreht sich um das „Sichtbarmachen“.
Dann kann man sagen, diese Zusammenlegung ist noch nicht abgeschlossen, sondern ein fortlaufender Prozess?
Kusternig: Die Mitarbeiter sind das wertvollste Gut, daher ist das ein fortwährender Prozess. In der Fusionsphase ist das ein ganz intensives Thema. Mittlerweile sind wir sehr zufrieden und können mit Stolz sagen, dass alles sehr rund läuft. Es gibt nicht mehr zwei verschiedene Teams, sondern ein großes Visuform-Team.
Ihr Kerngeschäft teilt sich in Blechtechnik, Schilder, Klebefolien und Schriften sowie Werbetechnik. Was ist das Hauptstandbein, welches ist der größte Wachstumstreiber?
Kusternig: Eine Kernkompetenz ist der Druckbereich, vor allem der Siebdruck. Das größte Wachstumspotenzial sehen wir klar in der Blechverarbeitung. Da sind wir sehr gut aufgestellt und haben viele Produktionsmöglichkeiten.
Ist der Markt für Werbemittel nicht übersättigt?
Kusternig: Generell kann man sagen, dass der Markt im Werbemittelbereich übersättigt ist. Wir haben uns durch unsere Fusion wieder ein Stück abheben können. Wir sind schon lange nicht mehr nur in diesem Bereich tätig. Unsere Hauptkunden finden wir im Industriebereich.
Wo liegen die Haupt-Absatzmärkte?
Kusternig: Vor allem in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein. Wir haben aber auch schon ein Kundennetzwerk über diese Grenzen hinaus. Das mittelfristige Ziel ist es, uns im europäischen Raum besser zu positionieren.
Sie beschäftigten 84 Mitarbeiter. Vor der Fusion dachten Sie, es würden 100 werden. Was ist mit der Differenz passiert?
Kusternig: Das waren ungefähre Zahlen. Wir haben allen Mitarbeitern das Angebot gemacht, sich am Fusionsprojekt zu beteiligen. Wir haben nur zwei Abgänge gehabt. Wir sind froh, mit den Mitarbeitern das Know-how weiterhin im Haus zu haben. Eine Besonderheit ist, dass in der Produktion mehr als die Hälfte Frauen sind. Diese sind in vielen Bereichen einfach geschickter.
Befinden Sie sich auf Wachstumskurs oder ist die erste Herausforderung die, auf gesunden Beinen zu stehen?
Kusternig: Wir haben in der Umzugsphase durch den Maschinentransport im Druckbereich Produktionsstillstände gehabt. Wir haben am Anfang den Umsatz stabil halten können, in der Konsolidierungsphase hat er sich leicht bereinigt und sind jetzt klar auf Wachstumskurs. Heuer haben wir uns ein motiviertes, aber realistisches Umsatzziel gesetzt. Wir planen auch, neue Mitarbeiter einzustellen.
Wo sehen Sie Visuform in
20 Jahren?
eliquisi: In 20 Jahren sehe ich uns immer noch als innovatives, gesundes Unternehmen mit klarem Bekenntnis zu Vorarlberg. Wir haben keine Standardprodukte, wir produzieren hauptsächlich Sonderlösungen. Wir setzen heute schon Projekte um, über die wir vor drei Jahren noch gar nicht nachgedacht haben. Wir blicken daher sehr positiv in die Zukunft.
Eine Fusion wird immer ein fortwährender Prozess sein, der das Tagesgeschäft begleitet.



Visuform GmbH
» Umsatz 2013: 7,982 Millionen Euro
» Umsatzziel 2014: 9 Millionen Euro
» Mitarbeiter: 84
» Lehrlinge: 4
» Standort: 11.000 m2
» Gesellschafter: 81% Werner Deuring Beteiligungs GmbH, 10% Huber Vermögens GmbH, 9% Kurt Kusternig
Zur Person
Kurt Kusternig
Geschäftsführer und Neun-Prozent-Eigentümer der 2012 gegründeten Visuform GmbH in Dornbirn.
Geboren: 13. 7. 1974
Ausbildung: Pflichtschule, anschließend Handelsakademie in Bregenz
Laufbahn: verschiedene Tätigkeiten im Bankbereich, im Personalbereich, im Verkauf und Key Account sowie im Bereich EDV und Projektorganisation. Seit 2005 im Schilderbereich, 2007 Übernahme der Geschäftsführung bei Glatz Schilder in Bregenz. Seit 2012 Geschäftsführer bei Visuform.
Familie: Partnerschaft