Ein gefährliches Spiel

Kommunikationsagenturen schlagen Alarm. Ausschreibungen sind zu undurchsichtig.
Dornbirn. Die Vielfalt der Kommunikationslandschaft in Vorarlberg steigt. Die Fachgruppe der Werbung und Marktkommunikation zählt mittlerweile 724 Mitglieder. Der Konkurrenzkampf wird härter. Doch wirklich schwer wird den Werbe- und PR-Agenturen das Leben von anderer Seite gemacht. Die Ausschreibungen, das Prozedere, bei dem die Aufträge vergeben werden, ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Spiel mit dem Feuer. „Meist wird viel zu aufwendig und intransparent ausgeschrieben. Die Agenturen wissen meist nicht, wie viele an der Ausschreibung teilnehmen und was genau von den Unternehmen/Institutionen verlangt wird“, sagt Fachgruppen-Obmann Martin Dechant.
Schwer für EPU
Zudem sei die Ausschreibung oft in unnötigem Ausmaß intransparent. „Das treibt die Kreativbranche immer mehr in eine Ecke“, warnt Dechant. Die Branche besteht aus kleineren Agenturen und vor allem Ein-Personen-Unternehmen (EPU). Speziell diese EPU würden sich schwertun, an Ausschreibungen teilzunehmen.
Der Obmann der Kreativbranche appelliert deshalb an seine Mitglieder, „bloß nicht bei allen Ausschreibungen mitzumachen“. Denn komme man mehrmals nicht zum Zug, könne das böse Erwachen folgen. Schließlich wurde dann ein hoher Aufwand betrieben, man schaut aber dennoch durch die Finger. „Der Aufwand für einen Pitch ist auf Agenturseite extrem hoch. Drei bis fünf Personen sind bis zu zwei Wochen beschäftigt.“
Deshalb empfiehlt die Fachgruppe, eine Abschlagszahlung zu vereinbaren. „Da kann man beispielsweise den Stundensatz eines Monteurs hernehmen oder fünf Prozent des Nettohonorars“, so Dechant.
Aufgrund der Vielfalt der Landschaft der Vorarlberger Kreativbranche tun sich aber auch Unternehmen immer schwerer, die richtige Agentur für ihre Anliegen zu akquirieren. „Einfach mal ausschreiben ist da keine Lösung.“
Besser beraten sieht Dechant die Betriebe, wenn sie ein paar Termine vereinbaren, und sich die Verantwortlichen die Agenturen vor Ort anschauen, um ein Gefühl zu bekommen und zu sehen, ob man auf der gleichen Wellenlänge ist. „Das bringt viel mehr als jede Ausschreibung und kostet zudem lediglich ein paar Stunden Zeit“, sagt Dechant und fügt hinzu: „So wäre allen geholfen.“
Intransparente Ausschreibungen drängen uns in eine Ecke.
Martin Dechant
Kennzahlen
Fachgruppe der Werbung und Marktkommunikation
» 724 Mitglieder
» 448 EPU
» 163 Arbeitsstätten
» 986 Beschäftigte