Facebook setzt mit Einkauf neue Maßstäbe

Markt / 20.02.2014 • 19:24 Uhr
WhatsApp gehört zur Facebook-Familie. Mark Zuckerberg ließ sich den Nachrichtendienst 14 Mrd. Euro kosten.
WhatsApp gehört zur Facebook-Familie. Mark Zuckerberg ließ sich den Nachrichtendienst 14 Mrd. Euro kosten.

Kurznachrichtendienst WhatsApp lässt sich für knapp 14 Mrd. Euro von Facebook kaufen.

Menlo Park. Noch nicht einmal fünf Jahre alt ist WhatsApp, 50 Leute arbeiten für das Startup-Unternehmen in Kalifornien, aber Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ist es trotzdem 19 Mrd. Dollar (13,82 Mrd. Euro) wert. Damit ist die Übernahme des Kurznachrichtendienstes eine der größten in der IT-Branche überhaupt.

WhatsApp wollte anders sein. Die Gründer lehnten Werbung ab. Das störe nur die Unterhaltungen. WhatsApp positionierte sich als das Gegenteil von Facebook und wird nun ausgerechnet vom größeren Rivalen geschluckt.

Damit landen am Ende auch die WhatsApp-Nutzer bei Facebook. Sie landen bei demjenigen Unternehmen, das davon lebt, sein ausgiebiges Wissen über seine mehr als 1,2 Milliarden Mitglieder in Werbung umzumünzen. Das sorgt für Erklärungsbedarf.

Weiter keine Werbung

„Wir interessieren uns nicht für Informationen über unsere Nutzer“, beteuerte Mitgründer Jan Koum noch im Januar. Die moderate Gebühr von einem Dollar pro Jahr reiche für den Betrieb aus. „Wir sind nicht gierig. Und wir sind sparsam“, sagte Koum. Nun kassieren er und seine Mitstreiter insgesamt 19 Milliarden Dollar von Facebook. Verrat an der eigenen Sache? Diesen Eindruck versuchte Koum bei der Verkündung des Deals zu vermeiden. Werbung? Die werde es weiterhin nicht geben. Nutzerdaten tauschen mit Facebook? WhatsApp bleibe eigenständig. Auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg beeilte sich, zu versichern: „Wir werden keinen großen Druck ausüben.“ WhatsApp solle zunächst einmal weiter wachsen.

Rasantes Wachstum

Weder Facebook selbst, noch Gmail, Twitter oder Skype hatten vier Jahre nach ihrem Start eine solch große Anhängerschaft. Mehr als 450 Millionen Nutzer zählte WhatsApp zuletzt, täglich kommt eine weitere Million hinzu. Allerdings machte die Facebook-Führungsriege auch klar, dass WhatsApp irgendwann gutes Geld abwerfen müsse. Das ist das Management schon seinen Aktionären schuldig. „Man muss schon extrem naiv sein, um zu glauben, dass WhatsApp langfristig das heutige Preismodell von 0,99 Dollar pro Jahr bestehen lassen wird“, erklärte Ekkehard Stadie von der Strategieberatung Simon-Kucher & Partners. Eine Möglichkeit: „Warum sollte man nicht 1 Dollar pro Monat zahlen?“

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