Den Berg nicht allein hochsteigen

SCHWARZACH. (VN-dh) Der Weg ist das Ziel, lautet das Motto von Gerwin Baier. Der 44-Jährige ist seit 1995 in der Erwachsenenbildung tätig und seit 2003 Inhaber der gleichnamigen Ausbildungsstätte. Seitdem begleitet er Menschen und Organisationen in verschiedensten Veränderungs- und Entwicklungsprozessen. Unter anderem ist Baier auch Trainer an der Russmedia Akademie.

Worauf legen Sie bei der Schulung der Mitarbeiter besonders großen Wert?

Baier: Wichtig ist mir eine Atmosphäre zu schaffen, in der es Spaß macht zu lernen und Menschen motiviert sind, sich weiterzuentwickeln. Wenn die Teilnehmer sagen, die Zeit im Seminar ist schnell vergangen, ist das meistens ein gutes Zeichen.

Wie sind Sie zur Russmedia Akademie gekommen? Was reizt Sie besonders, jungen Talenten in Sachen Coaching auf die Sprünge zu helfen?

Baier: In der Erwachsenenbildung sind Empfehlungen sehr wichtig, da ein Unternehmen gründlich abwägt, wem es seine Mitarbeiter anvertraut. So kam auch die Zusammenarbeit mit Russmedia zustande. Ich schätze diese Aufgabe sehr. Die Vielfalt des Unternehmens spiegelt sich im Seminar wider. Es kommen Teilnehmer aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen zusammen, mit dem gemeinsamen Ziel, zu lernen und erfolgreich zu sein. Reizvoll ist auch der Aspekt, dass ich die Verkaufstalente über sechs Monate hinweg begleiten kann. Die Führungskräfte sind mit eingebunden und so entsteht ein wirkungsvoller und nachhaltiger Lernprozess.

Was macht aus Ihrer Sicht ein Verkaufstalent aus?

Baier: Was jemand mitbringen muss ist die passende Einstellung, alles andere ist erlernbar. Es gilt die 4-M-Formel: Mann muss Menschen mögen. Gute Verkäufer sind in der Regel hervorragende Beziehungsmanager. Wer sich für seine Kunden dauerhaft einsetzt, wird entsprechende Lorbeeren ernten.

Welche Rolle spielt Coaching in der modernen Berufswelt?

Baier: Das Bewusstsein, dass die Inanspruchnahme von Coaching eine Stärke ist –
im Sinne von „Ich achte auf mich und meine Ziele“ –, ist in der Arbeitswelt noch nicht überall vorhanden – im Gegensatz zum Spitzensport. Es hat sich aber bereits einiges getan in diese Richtung. Coaching sollte Hilfe zur Selbsthilfe sein. Auf Dauer gesehen befähigt das die Mitarbeiter, eigenständiger Probleme zu lösen und das wünscht sich letztlich jedes Unternehmen.

Macht in Unternehmen auch Einzel-Coaching Sinn oder soll immer das Team im Vordergrund stehen?

Baier: Beides macht Sinn und hängt letztlich von der Aufgabenstellung ab. Ich leite viele Teamcoachings, in denen es darum geht, Veränderungen gemeinsam zu meistern, oder die Unterschiede, die in einem Team herrschen, positiv zu nützen. Synergien entstehen ja erst durch das Zusammenwirken gegenseitiger Kräfte. Im Einzelcoaching geht es häufig um persönliche Herausforderungen. Egal ob als Führungskraft oder als Spezialist, die Arbeitswelt stellt laufend höhere Anforderungen an uns. Niemand sollte einen hohen Berg alleine bezwingen müssen. Der Coach ist ein Wegbegleiter – manchmal für den Start und manchmal für das steilste Stück des Weges.

Was sind die wichtigsten Faktoren, um das eigene Potenzial zu entfalten?

Baier: Coaching hat eine positive Wirkungsquote von durchschnittlich 86 Prozent. Neben den Voraussetzungen, welche der Teilnehmer mitbringt, sind die zwischenmenschlichen Faktoren zwischen Coach und Coachee entscheidend. Wenn es dem Coach gelingt, eine vertrauensvolle Beziehungsebene herzustellen, werden schlummernde Potenziale erweckt. Weitere Aspekte sind ressourcenfokussierte und professionelle Interventionen durch den Coach – und letztlich auch der Glaube in die Machbarkeit.