Chaos im Aufsichtsrat der Telekom
Arbeitnehmervertreter boykottierten Telekom-Allianz der ÖIAG mit America Movil.
Wien. (VN) Aufatmen um
21.38 Uhr. Nach einem chaotisch verlaufenen Tag wurde der umstrittene Syndikatsvertrag der Telekom Austria mit America Movil im Aufsichtsrat doch noch abgesegnet und von ÖIAG-Chef Rudolf Kemler und dem Finanzchef von America Movil besiegelt. Bis in die Abendstunden war das Kontrollgremium nicht beschlussfähig.
Die ÖIAG machte gute Miene zum chaotischen Spiel. „Sie können davon ausgehen, dass es heute noch zu einer Entscheidung kommen wird“, so ÖIAG-Sprecher Bernhard Nagiller um 19.30 Uhr, als niemand mehr an eine Lösung glaubte. Für das „Okay“ ist nämlich die Hälfte der Aufsichtsratsmitglieder – also sieben der insgesamt 14 Aufseher – notwendig. Zusätzlich zu den fünf Arbeitnehmer-Vertretern, die geschlossen gegen den Pakt sind, waren auf Kapitalseite neben Ex-Siemens-Managerin Brigitte Ederer, die sich schon vor Tagen entschuldigen ließ und ebenfalls dagegen ist, auch ÖIAG-Aufsichtsratschef Peter Mitterbauer und Ex-Lenzing-Finanzvorstand Thomas Winkler nicht anwesend.
Hält der Vertrag?
Ob der Vertrag hält, bleibt fraglich. Das ÖIAG-Gesetz schreibt nämlich 15 Mitglieder vor, derzeit besteht das Gremium aber nur aus 14 Mandataren. Österreich hält über die ÖIAG 28,4 Prozent an der Telekom, America Movil gehören 26,8 Prozent. Der mexikanische Telekom-Riese wird von Carlos Slim, einem der reichsten Männer der Welt, kontrolliert. Mit dem Vertrag müssten die beiden Kernaktionäre, die zusammen auf über 55 Prozent der Telekom-Anteile kommen, Entscheidungen künftig gemeinsam treffen. Der Aktienkurs verlor bis zu 3,6 Prozent.