Hälfte kann Konto überziehen

Markt / 11.05.2014 • 22:01 Uhr
Der Überziehungsrahmen sollte nur ein Puffer für kurzfristige finanzielle Engpässe sein. Foto: APA
Der Überziehungsrahmen sollte nur ein Puffer für kurzfristige finanzielle Engpässe sein. Foto: APA

Laut Studie haben
52,2 Prozent der Vor­arlberger einen Überziehungsrahmen.

Schwarzach. Ein Konto zu überziehen ist teuer. Noch teurer wird es, wenn man sich außerhalb seines Überziehungsrahmens bewegt. Zu teuer, wie Konsumentenschützer kritisieren. Die Zinsen beim „Überziehungsrahmen“ geraten immer wieder in die Kritik. Vor allem in Deutschland wird gerade eifrig darüber diskutiert, die dauerhafte Nutzung des Überziehungsrahmens zu unterbinden. Commerzbank-Chef Martin Blessing forderte unlängst, niemand sollte dauerhaft im „Dispo“ sein. „Es gibt günstigere Kredite. Ich finde deshalb ein Gesetz gegen das dauerhafte Nutzen des Dispo-Kredits sinnvoll, quasi eine Dispo-Nutzungsbremse.“ Und erst kürzlich hatte die Direktbank ING-Diba in Deutschland den höheren Überziehungszins für Girokonten abgeschafft. Ebenso die Sparda-Bank in Baden-Württemberg. Laut Blessing könnte eine Nutzungsbremse so aussehen: „Kunden könnten nach zehn Tagen im Dispo einen automatischen Hinweis von der Bank per SMS oder E-Mail bekommen. Dann könnten wir mit ihnen über günstigere Kredite reden.“

52,2 % können überziehen

Auch in Österreich wird vonseiten der Konsumentenschützer der Arbeiterkammer immer wieder Kritik an den Überziehungszinsen laut. Denn laut BAWAG-P.S.K.-Studie überziehen rund ein Drittel aller Girokontobesitzer regelmäßig ihr Konto. Insgesamt verfügen rund 60 Prozent aller Österreicher überhaupt über die Möglichkeit, ihr Konto zu überziehen. In Vorarlberg sind es laut Studie etwas weniger. 52,2 Prozent haben hierzulande die Möglichkeit, ihr Konto zu überziehen. Wie hoch der Rahmen ausfällt, hängt vor allem mit dem Einkommen zusammen.

Was ist mit dem Rest? „Entweder der Kunde möchte sein Konto nicht überziehen können oder jemand darf nicht“, erklärt Vorarlbergs Bankensprecher Wilfried Hopfner. So zum Beispiel, wenn sich jemand in der Schuldenregulierung befinde. Hier gebe es seit Jahren mit dem IfS ein Übereinkommen, dass man ein Konto auf Haben-Basis einräume. Denn ein Girokonto sei unabdingbar, um Gehalt, Pension oder Sozialleistungen zu bekommen. Wobei man nur im Volksmund von einem Überziehungsrahmen spreche, ergänzt Hopfner. Eigentlich sei es eine Kreditierung. Von Überziehung spreche man nur, wenn jemand entweder keinen Rahmen hat oder den vereinbarten Rahmen überzieht. Die Überziehungszinsen fallen somit nur für die Überziehung dieses Limits an.

Faire Lösungen finden

Alles, was sich im Rahmen bewegt sind sogenannte Sollzinsen. Dass diese höher sind als beispielsweise bei einem Kredit, erklärt Hopfner so: „Weil die Bank dafür kurzfristig Geld beschaffen muss und auch ein höheres Risiko trägt.“ Die Überziehungszinsen abzuschaffen, daran sei in Vorarlberg eigentlich nicht gedacht. „Eine Überziehung sollte nur kurzfristig sein. Wir versuchen faire Lösungen zu finden und dementsprechende Rahmenvereinbarungen zu fixieren“, erklärt der Bankensprecher. Vor allem würden sich die heimischen Banken stark von den deutschen Großbanken unterscheiden. Als Regionalbank versuche man, einen engen Kundenkontakt zu pflegen. „Es gelten andere Gesetzmäßigkeiten als beispielsweise bei einer Internetbank. Bei uns gibt es keine großen Konzerne, wo man seine Kunden überhaupt nicht kennt“, sagt Hopfner.

Bei uns gibt es keine Konzerne, die ihre Kunden nicht kennen.

Wilfried Hopfner