„Vergesst mir bitte die Jugend nicht“

Jugendkulturforscher Klaus Farin: Jugendliche wollen sich engagieren, wenn ihnen die Möglichkeit gegeben wird.
Dornbirn (ha) Es gibt viele Jugendliche, die sich gerne engagieren wollen, sei es in der Politik, im kulturellen Bereich oder im Sport. Allerdings wollen die jungen Leute ernst genommen und gehört werden. Andernfalls muss sich niemand wundern, wenn das Interesse, sich einzubringen, rasch verfliegt. Klaus Farin, Jugendforscher und Autor, rät deshalb Politikern und Wirtschaftstreibenden, den Jugendlichen genügend Raum zu lassen, um Ideen zu entwickeln und umzusetzen.
Erschwert werden die Bemühungen der Jugendarbeit um ein friedliches Zusammenleben von Jung und Alt durch einen besorgniserregenden Trend: Bei älteren Leuten, aber auch bei manchen Politikern greift die Angst vor der Jugend immer mehr um sich. Die Folge ist, dass Freiräume zunehmend eingeschränkt werden. Gründe für diese Entwicklung seien auch Medienberichte, die oft ein einseitiges Bild über die Jugend vermitteln, indem ausschließlich über Gesetzesverstöße berichtet werde, so der Berliner Jugendkulturforscher: „So entsteht der Eindruck, dass alle schlimm sind.“ Farin wundert sich deshalb, dass die große Mehrheit der Jugend die Vorurteile schweigend hinnimmt und überraschend wenig Aggressionen zeigt: „Noch nie war die Jugend so brav wie heute.“ Und das, obwohl sich bei Jugendlichen auch die finanzielle Situation in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert hat: In Deutschland etwa lebt jeder achte Jugendliche in Armut, in Österreich ist es nicht viel anders.
Mitmachen, mitentscheiden
Verbessert werden könnte die Situation, wenn man mehr als bisher auf die Jugend zugeht, sie um ihre Meinung fragt und somit zum Mitmachen und Mitentscheiden animiert. Dabei muss man wissen, dass Jugendliche alte Traditionen durchaus kritisch hinterfragen und nicht mehr bereit sind, alles zu tun, was früher ein ungeschriebenes Gesetz war. Etwa zur Feuerwehr gehen, weil alle Generationen vorher auch schon dabei waren. In Vorarlberg hat man offenbar die Zeichen der Zeit erkannt und geht mehr denn je auf die Jugend zu. Jugendkoordinatorinnen und -koordinatoren aus dem ganzen Land betonten in der Diskussionsrunde, dass ihre Bemühungen, die Jugendlichen für verschiedene Projekte zu begeistern, Früchte tragen. Ein aktuelles Beispiel ist das gemeindeübergreifende Jugend- und Gesundheitsprojekt „alls im grüana“, an dem Hunderte Jugendliche mitgearbeitet haben und das zu einem vollen Erfolg für alle Beteiligten wurde. Das Ziel, Einblick in die Gesundheitsbedürfnisse von Jugendlichen zu bekommen, wurde jedenfalls erreicht.














