“Man zahlt nur dann, wenn man verdient hat”

Markt / 13.06.2014 • 22:18 Uhr
Die derzeitige Steuerpolitik fördere die Automation in Betrieben und schade dem Arbeitsmarkt, so Unternehmer Lingenhöle.  Foto: Gindl
Die derzeitige Steuerpolitik fördere die Automation in Betrieben und schade dem Arbeitsmarkt, so Unternehmer Lingenhöle. Foto: Gindl

Unternehmer Erich Lingenhöle plädiert für eine Wertschöpfungsabgabe. 

Schwarzach. (VN-sca) Die hohen Lohnkosten sind dem Feldkircher Unternehmer Erich Lingenhöle seit Jahren ein Dorn im Auge. Statt sich aber nur zu ärgern, hat sich Lingenhöle Gedanken darüber gemacht, wie man dem Problem Herr werden könnte, wie man die menschliche Arbeit entlasten kann. „Das derzeitige System bewirkt, dass Unternehmer versuchen, möglichst viel zu automatisieren, weil die Lohnkosten einfach zu hoch sind, um auf Dauer konkurrenzfähig zu bleiben.“

Positiv und negativ

Sein Vorschlag, der einleuchtend klingt, aber auf Ablehnung bis Desinteresse stößt, wo ihn der engagierte Wirtschaftskammer-Funktionär auch vorbringt, heißt „Wertschöpfungsabgabe“: Derzeit zahlt man Steuer auf den Lohn, egal ob ein Unternehmen positiv oder negativ wirtschaftet. Bei der Wertschöpfungsabgabe bezahlt man vom erwirtschafteten Ergebnis Steuern. „Das zahle ich gerne, weil ich ja auch erfolgreich war. Das ist ein System, das flexibel und variabel ist“, so Lingenhöle. Man dürfe diese Wertschöpfungsabgabe nicht mit einer Maschinensteuer vergleichen, wie es Gegner seiner Idee immer wieder tun. Klar sei aber, dass damit der Faktor Arbeit entlastet werde. Genauso sicher ist er sich über die Beweggründe für das herrschende System: „Für den Staat ist das einerseits besser zu berechnen und andererseits ist es ein Steuersystem, das auf jeden Fall Geld in die Kassen spült. Bei der Wertschöpfungsabgabe ist das natürlich nicht so bequem.“ Die derzeit hohen Lohnkosten seien Ergebnis einer verfehlten Steuerpolitik des Finanzduos Ferdinand Lacina (SPÖ) und Johannes Dietz (ÖVP), ätzt Lingenhöle.

Kein Interesse

Der in verschiedenen Arbeitgeber-Ausschüssen engagierte Feldkircher glaubt allerdings nicht, dass es ernsthaftes Interesse gibt, das Steuersystem wirklich umzubauen. Zu negativ sind seine Erfahrungen. „Meistens wissen die gewählten Funktionäre gar nicht, um was es geht. Und es gibt bei den verschiedenen Arbeitsgruppen überhaupt keine Verbindlichkeit.“ Auch WKÖ-Präsident Christoph Leitl habe seinen Vorschlag mit dem Argument abgetan, „daran wollen wir nicht rühren“, weil vor vielen Jahren der damalige ÖGB-Vorsitzende Alfred Dallinger einmal laut über eine Besteuerung von Maschinen nachgedacht habe.

Wenn über ein Umbau des Steuersystems dennoch nachgedacht werde, dann dürfe es keine Tabus geben, „dann muss Tabula rasa gemacht werden, zum Beispiel beim Familienlastenausgleich, der ja auch mit der Lohnsteuer finanziert wird“. Man müsse sich klar sein, welche Leistungen man vom Staat wolle und ob man die auch bezahlen will. Potenzial für Einparungen sieht er auf jeden Fall bei den Pensionen, denn es gebe keinen Grund, wieso es hier verschiedene Systeme gibt: „Das soll mir einmal jemand erklären“, so Erich Lingenhöle abschließend.

Wertschöpfungsabgabe wäre gerecht, flexibel und variabel.

Erich Lingenhöle