Auf den Kopf gestellt

Markt / 13.07.2014 • 19:04 Uhr
Detlef Lohmann: „In der Branche einer der Marktführer.“ Foto: Manz 
Detlef Lohmann: „In der Branche einer der Marktführer.“ Foto: Manz 

Führungskräfte müssen sich aus dem operativen Tagesgeschäft heraushalten.

Wien. (VN-ee) „Wenn man die richtigen Strukturen schafft und die Mitarbeiter dann einfach machen lässt, müssen Führungskräfte nichts mehr tun. Damit haben sie dann jede Menge Zeit für das, was Führung eigentlich sein sollte.“ Das erläutert gegenüber den VN Detlef Lohmann, erfolgreicher Inhaber und Geschäftsführer von „allsafe Jungfalk“, einem Hersteller von Ladegutsicherungssystemen in Engen im Landkreis Konstanz.

Verantwortung gefragt

Lohmann hat seinen Führungsstil in dem Buch „ …Und mittags geh ich heim – Die völlig andere Art, ein Unternehmen zu führen“, das im Linde Verlag in Wien erschienen ist, niedergeschrieben. Sein Erfolgsrezept: Er hat die klassische Pyramide der Organisation einfach auf den Kopf gestellt. Denn die Mitarbeiter haben heute höhere Erwartungen an das Arbeitsleben als noch vor 20 Jahren. Sie wollen mitgestalten und mitentscheiden. Aber: „Wer keine Verantwortung für das eigene Leben übernehmen möchte, der wird sich bei uns rasch überfordert fühlen.“

Wie er weiter ausführt, will er kein „Alpha-Chef“ sein. Das sind nach seiner Definition jene, die am grünen Tisch einen Plan aufstellen und dann verwundert feststellen, dass es in Wirklichkeit eben doch ganz anders kommt. Der Einfluss von Alpha-Chefs auf ihr Unternehmen ist so hoch, dass ein einziger Führungswechsel das System komplett instabil machen kann. Eine Gefahr, die von vielen deutlich unterschätzt wird.

Beta-Führungskraft

„Ich bin lieber Beta-Führungskraft. Dazu habe ich in meinem Unternehmen die Hierarchie-Pyramide umgedreht. Diejenigen, die die Arbeit machen und den direkten Kontakt zum Kunden haben, sind ganz oben angesiedelt. Kundenorientierung kann nämlich heute nur mit dem Einsatz und der Kraft aller erreicht werden. Das bedeutet, dass diese Mitarbeiter entscheiden. Ich selbst stehe in dieser Pyramide übrigens ganz unten“, beschreibt Lohmann das Modell. In diesem muss sich der Chef permanent gerade aus dem operativen Tagesgeschäft heraushalten und alles von oben anschauen, um strategische Entscheidungen treffen zu können.

Dazu wurden in der Unternehmensorganisation einige Meilensteine gesetzt:
» Abschaffung der Abteilungen, damit die Informationen frei fließen können. Abteilungen arbeiten nämlich vielfach eher gegeneinander als zu kooperieren. Sie sehen sich unbewusst als Konkurrenz, denn jede Abteilung will die beste sein.
» Abschaffung von Jours fixes und nur noch Ad-hoc-Besprechungen der direkt operativ Betroffenen.
» Beendigung des klassischen Berichtswesens.
» Informationen sind in sehr großer Tiefe vielfach am schwarzen Brett für alle zugänglich.

„Indem ich Macht an die Mitarbeiter abgegeben habe, sind wir flexibler und anpassungsfähiger geworden“, erklärt Unternehmer Lohmann und führt zu seiner Lohnpolitik aus: „Eine faire Bezahlung ist notwendig, aber die Bezahlung ist nie der einzige und auch nicht der wichtigste Anreiz, der Mitarbeiter zur Höchstleistung anregt. Fair bezahlen heißt auch, dass Leiharbeiter eben mehr verdienen müssen als Festangestellte, weil sie das höhere Entlassungsrisiko bewusst mittragen. Sie gehören nämlich zu keinem zweiten, sondern zu einem parallelen Arbeitsmarkt, der einfach flexibler funktioniert.“

Gewinn ist nicht alles

Und Lohmann abschließend: „Umsatz zu erwirtschaften und dabei Gewinne einzufahren, ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Aber die ausschließliche Fokussierung auf den Gewinn ist alles andere als wirtschaftlich. Sie ist unnatürlich und vor allem nicht nachhaltig. Ich gehe sogar so weit zu sagen, Profitmaximierung geht nach hinten los. Und zwar früher als finanzorientierte Manager glauben.“

Zur Person

Detlef Lohmann
Unternehmer und Bestsellerautor

» Geboren: 1958 in Kreiensen (Niedersachsen)
» Werdegang: Dipl.-Ing. (FH) in Bingen, Tätigkeit in der Industrie, seit April 1999 geschäftsführender Gesellschafter bei allsafe Jungfalk in Engen (39 Mill. Euro Umsatz, 180 Mitarbeiter), Buchautor.
» Familie: verheiratet, zwei Kinder
» Hobbys: Unternehmer sein, Skisport