“Die ÖBB gehört nicht den Parteien”

Christian Kern wehrt sich gegen Kritik an den Kosten der Bahn.
Wien. Der Chef der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), Christian Kern, wehrt sich gegen die jüngste Kritik an der Staatsbahn. „Die ÖBB wird als Politzoo dargestellt. Sie gehört aber nicht den Parteien, sondern der Republik Österreich“, wettert Kern. Zuletzt hatte Vizekanzler ÖVP-Chef Michael Spindelegger scharfe Kritik an den Kosten der Bahn fürs Budget geübt und tiefgreifende Reformen und Teilprivatisierungen gefordert. Dass Spindeleggers Berechnungen einen groben Rechenfehler enthielten, den er selber eingestehen musste, darauf will Kern gar nicht mehr eingehen. Er verweist lediglich darauf, dass die Aufwendungen im Budget in den ersten sechs Monaten um 5 Prozent gestiegen seien, während die Aufwendungen der ÖBB im selben Zeitraum um 2,5 Prozent gefallen seien. Die Investitionen der ÖBB kämen derzeit dem Budget „teuer“, doch das Investitionsprogramm der Bahn sei von der gesamten Bundesregierung einstimmig beschlossen worden, erinnert Kern. Die Stärkung der Bahn-Infrastruktur habe nicht nur langfristige Standortvorteile, sondern bringe auch kurzfristige ökonomische Impulse durch eine Anhebung des Wirtschaftswachstums.
„Eine Erfolgsgeschichte“
Kern sieht in den ÖBB „eine Erfolgsgeschichte, die noch lange nicht zu Ende geschrieben ist“. Umso unverständlicher sei es, wenn dieser Kurs nun „nicht faktenbasiert“ in Zweifel gezogen werde. Spindelegger hatte von einem Pensionsalter in den ÖBB von 53,9 Jahren gesprochen – für Kern eine falsche Darstellung. Man müsse hier die normalen Alterspensionen und die gesundheitsbedingt angetretenen Pensionen auseinanderhalten. Das Pensionsantrittsalter der regulären Alterspensionen liege bei den ÖBB-Mitarbeitern im Schnitt bei knapp 60 Jahren.
Statt einer Diskussion, es gebe zu viele Beschäftigte, müsse man eigentlich schon eine andere Debatte führen, warnt Kern. Angesichts der demographischen Entwicklung werde die Bundesbahn künftig noch mehr der von ihr ausgebildeten Lehrlinge übernehmen, nämlich 75 bis 80 Prozent. Berufe wie Fahrdienstleiter, Lokführer oder Wagenmeister drohten bald zu Mangelberufen zu werden. Insbesondere im Westen und im Süden Österreichs bemühe man sich jetzt schon verstärkt um Nachwuchs in diesen Bereichen.