Das Passivhaus hat Konkurrenz bekommen

Sonnenhäuser mit ähnlichen Werten wie Passivhäuser – und
sie werden gefördert.
Schwarzach. Die EU-Gebäuderichtlinie schreibt ab 2020 den „Fast-Nullenergie-Standard“ für alle Neubauten vor. Das war auch der Stein des Anstoßes, als der gemeinnützige Verein „Initiative Sonnenhaus Österreich“ gegründet wurde.
Seither sind ein paar Jahre ins Land gezogen, und das Sonnenhaus-Konzept hat sich laut Geschäftsführer Peter Stockreiter etabliert, wie er im VN-Gespräch erklärt: „Das Sonnenhaus ist ein Niedrigenergiehaus, das in Massivhausbauweise oder Holzbauweise errichtet werden kann, anstatt Styropor natürliche Dämmstoffe verwendet und einen solaren Deckungsgrad von mindestens 50 Prozent erreicht.“ Dabei kommt die Primärenergie für die Heizung von der thermischen Solaranlage. Als ökologische Heizungsunterstützung dient Biomasse wie Holz- oder Pellets.
Durch die Speicherung der Sonnenwärme in Wassertanks oder den massiven Ziegelwänden lebt das Sonnenhaus fast ganzjährig von der Sonne. „So hat das Sonnenhaus in Nenzing im letzten Winter lediglich einen Laufmeter Holz benötigt“, sagt Stockreiter.
Förderung vom Klimafonds
Bei der Wärmespeicherung sei jedoch ein eindeutiger Trend in Richtung Bauteilaktivierung erkennbar: „Es wird immer mehr in Decken gespeichert. Damit kann ich mir die Fußbodenheizung ersparen. Die Häuser erhalten somit einen noch höheren solaren Deckungsgrad.“
Laut Stockreiter wird das Sonnenhaus zum Baustandard. Vom Klima- und Energiefonds wird ein Sonnenhaus mit bis zu maximal 15.000 Euro gefördert.
Auch das Energieinstitut Vorarlberg begutachtete in einer Studie das Modell des Sonnenhauses. „Auch für Gebäude mit hohen solaren Deckungsgraden wie dem Sonnenhaus zeigen wissenschaftliche Messungen und Praxiserfahrungen, dass sehr niedrige Energieverbräuche erzielt werden können“, schreibt Architekt Dipl. Ing. Martin Ploss. „Diese Studie war der Nachweis, dass wir mit dem Sonnenhaus mindestens so effizient sein können wie das Passivhaus“, freut sich Stockreiter, der aber betont, dass es keine Konkurrenz zwischen den zwei Modellen geben soll, sondern Sonnen- und Passivhaus als Alternativen gesehen werden. Schließlich war Stockreiter vor seiner Zeit bei der Initiative Sonnenhaus Obmann der IG Passivhaus Oberösterreich.
In Österreich zählt der gemeinnützige Verein bereits 122 Mitglieder, darunter Architekten, Installationsbetriebe und Baufirmen.
Die Messungen belegen diese niedrigen Verbräuche.
Martin Ploss

Stichwort
Sonnenhaus. Dienten Sonnenkollektoren bislang vorrangig nur der Warmwassergewinnung und zur Unterstützung der Raumheizung, so ermöglicht das Sonnenhaus nunmehr die Nutzung der Sonne als Primärenergie für die Heizung. Damit sind über 50 Prozent der Energiekosten kostenlos und ohne CO2-Ausstoß. Als ergänzende Heizung wird Biomasse wie Pellets oder Holz verwendet.