Holzbau: Feuer am Dachstuhl

Die Vorzeigebranche Vorarlberger Holzbau ist in ernsthaften Schwierigkeiten.
Schwarzach. Vorarlbergs Politiker gefielen sich noch vor wenigen Jahren, wenn sie eine Ausstellung über Vorarlberger Holzbau eröffnen konnten, wenn sie Preise beim renommierten Holzbaupreis vergaben und wenn es galt, eine eigenständige Spitzenleistung des Vorarlberger Handwerks zu präsentieren. „Sie reden lieb und nett, aber wenn es darauf ankommt, dem Holzbau eine Chance zu geben, läuft nichts. Da steht keiner dahinter“, so der Obmann der Vorarlberger Holzbau Kunst, Herbert Brunner.
Aufträge fehlen
Unterstützung täte der einstigen Vorzeigebranche gut. Sie kämpft mit Überkapazitäten. Fast 130 Betriebe mit rund 800 Mitarbeitern kämpfen derzeit gegeneinander und gegen den Massiv- und Fertigbau um Aufträge. „Es gibt schon Betriebe, die erfolgreich sind“, so der Geschäftführer von Holzbau Kunst, Matthias Ammann, „aber insgesamt kämpft die Branche ums Überleben. Die einstige Domäne Einfamilienhaus schwächelt, durch neue Auflagen ist der Holzbau auch teurer geworden als Massiv- und Fertigbau. Aufträge der öffentlichen Hand fehlen, „der letzte, der sich zum Holzbau bekannte und dafür sorgte, dass ein Gebäude in Holz errichtet wird, war Landeshauptmann Herbert Sausgruber“, vermisst er ein klares Bekenntnis der Landespolitik zum Holzbau. Die Vorzeigebranche hat mangels Aufträgen längst ihre Vorreiterrolle bei der Entwicklung des mehrgeschossigen Holzbaus verloren. „Da haben uns die Schweizer längst überholt“, so Innungsmeister Siegfried Fritz. Auch von österreichischen Bundesländern sehen sich die Zimmerer bereits ausgebootet.
Keine Projekte in Städten
Immerhin: Während die Städte komplett auslassen und auf Holzbau verzichten, stehen in den kleinen Gemeinden Vorarlbergs inzwischen viele Kommunalbauten in Holz. „Die sind viel offener“, stellt Ammann fest. Bei den privaten Bauträgern fehle der Baustoff bis auf wenige Prestigeprojekte ganz im Repertoire. Immerhin habe die Vogewosi nun einige Projekt in Holzbau, will Fritz auch gute Beispiele nennen.
Insgesamt sieht sich
der Wirtschaftskammer-Funktionär aber von seiner eigenen Interessenvertretung ins Eck gedrängt. „Bei wichtigen Fragen wie zum Beispiel der neuen Wohnbauförderung oder den Verhandlungen zur Vereinfachung der Bauvorschriften werden wir gar nicht oder erst viel zu spät informiert“, nennt er ein Beispiel. Andere haben da bei der Unternehmer-Lobby eine bessere Lobby, vermutet der Montafoner. Dieser Meinung ist auch Innungsmeister-Stellvertreter und Holzbau-Kunst-Obmann Brunner. Wirtschaftskammer-Direktor Helmut Steurer weist die Kritik von sich: „Was es zu regeln gibt, regeln die Innung und der Verein Holzbau Kunst unter sich, da mischt sich die Wirtschaftskammer nicht ein.“ Dennoch: Innungsmeister Fritz wünscht sich von der Kammer Unterstützung in den Exportbemühungen der Holzbauer. „Wir haben ein Konzept ausgearbeitet und können uns vorstellen, dass das von der Wirtschaftskammer gefördert wird.“ Und die Handwerker erwarten sich auch Intervention im Hauptexportmarkt Schweiz. „Die Bürokratie verleidet vielen unseren Mitgliedern das Arbeiten über die Grenze, das sind Kammer und Politik gefordert.“
Sowohl Innungsmeister Sigi Fritz, sein Stellvertreter Brunner als auch der Geschäftsführer der Holzbau Kunst, Matthias Ammann, sind der Überzeugung, dass es zu einer Marktbereinigung kommt. Die Überkapazitäten sorgen für einen brutalen Preiskampf, der manches Unternehmen vom Markt fegen und wohl auch viele Arbeitsplätze kosten wird.
Wenn es darauf ankommt, fehlt die Unterstützung der Politik.
Herbert Brunner
Holzbau in Vorarlberg
» Fachgruppe des Holzbaus (früher Zimmererinnung, Pflichtmitgliedschaft): 126 Mitgliedsbetriebe
» Mitarbeiter: 800 Mitarbeiter
(saisonabhängig)
» Verein Holzbau Kunst: 50 Mitgliedsbetriebe (freiwillige Mitgliedschaft)