Bürokratie bremst die Kreativen

Markt / 02.10.2014 • 19:16 Uhr
Markus Deutsch (GF Fachverband, l.), Angelika Sery-Froschauer (Obfrau Fachverband), Martin Dechant (Obmann Vorarlberg).  VN/Hofmeister
Markus Deutsch (GF Fachverband, l.), Angelika Sery-Froschauer (Obfrau Fachverband), Martin Dechant (Obmann Vorarlberg). VN/Hofmeister

Branche im Wandel: Kommunikationsbranche fordert verlässliche Rahmenbedingungen.

Schwarzach. (VN-reh, toh) Österreichs Werber und
Kommunikationsspezialisten arbeiten in einer spannenden Zeit. Die Branche ist im Wandel. Immer neue Technologien gilt es zu verstehen und auch bei den Kunden anzuwenden. Für Österreichs oberste Kreative, Angelika Sery-Froschauer, ihres Zeichen Obfrau des Fachverbandes Werbung und Marktkommunikation in der Wirtschaftskammer Österreich, ist dabei die größte Veränderung, die die Branche betrifft, die technologische und digitale Herausforderung. Dabei sei die Digitalisierung eine große Chance für die Betriebe, ist sie überzeugt. Und das müssen oft keine bahnbrechenden Dinge sein. Dazu zähle es schon, wenn beispielsweise Unternehmen eine Pressemitteilung per E-Mail statt per Fax verschicken.

Oberste Prämisse einer Branche, die so im Wandel steht, sind gut ausgebildete Mitarbeiter. Daher hat die Interessensorganisation zum einen eine neue Lernplattform für Agenturen und ihre Mitarbeiter auf Schiene gebracht. „Need for Brains“ heißt diese. Für 140 Euro im Jahr kann auf derzeit 600 Stunden Lerneinheiten zugegriffen werden. Das andere sind die Lehrlinge. Da viele Mitglieder des Fachverbandes Ein-Personen-Unternehmen sind, will man auf Ausbildungsverbünde setzen, sodass die Auszubildenden in einem Rotationsprinzip verschiedene Richtungen kennenlernen. Auch die Lehrpläne sollen modernisiert werden. Zwar sind diese erst acht Jahre alt, aber in einer sich schnell ändernden Branche schon fast veraltet. Ein Beispiel: Der Bereich Online-Kommunikation ist darin zur Zeit noch gar nicht enthalten.

Nachfrage nach Lehrstellen

In Vorarlberg ist die Nachfrage nach Lehrstellen sehr hoch, weiß Martin Dechant, Obmann der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation in Vorarlberg. Viele Betriebe würden auch mehr Lehrlinge aufnehmen, wenn zum Beispiel die geblockte Berufsschule nicht in Salzburg wäre. Denn dadurch sind die Lehrlinge neun Wochen am Stück weg. „Wir sind hier aber bereits in Gesprächen mit dem WIFI, Teile davon ins Land zu holen“, berichtet Dechant.

Weniger Bürokratie

Notwendig für die Branche ist es auch, die Bedingungen für Jungunternehmer attraktiver zu gestalten. Neben der Qualifizierung sind es Rahmenbedingungen wie weniger Steuern und weniger Bürokratie, die Sery-Froschauer von der Regierung einfordert. Nur so könne man Kreativen weiterhin Anreize bieten, sich selbstständig zu machen, denn das Potenzial sei in Österreich enorm. Bereits heute erzielen die Agenturen gesamt 5,3 Milliarden Euro an Umsatzerlösen. Es gibt viele Kanäle und täglich kommen neue Entwicklungen dazu. Jedoch müsse man aufpassen, dass man nicht unter die Räder gerate. Vor allem wegen des Preiskampfes. Schließlich biete man geistig kreative Dienstleistungen, hinter denen eine hohe Professionalität stecke.

Keine „Gratis-Präsentationen“

In Vorarlberg ist man der Entwicklung bereits entgegengetreten. Nachdem Anfang des Jahres die Fachgruppe vor dem Thema „Gratis-Präsentationen“ gewarnt hat, erkennt Dechant derzeit einen guten Trend: „Die Vorarlberger Wirtschaft ist sensibler für unsere Leistung geworden. Aber wir müssen weiter erklären, welche großen Aufwände gerade hinter Kreativpräsentationen stecken. Damit dürfen wir nicht aufhören.“

Die Zahl an Kreativen in Vorarlberg sei zwar hoch, „wir haben die höchste Dichte in Mitteleuropa“, letztlich werde sich aber immer die Qualität durchsetzen.

Die größte Veränderung in unserer Branche ist die technologische und digitale Herausforderung.

Angelika Sery-Froschauer