Klostergut Mehrerau: Strukturelle Änderung

Markt / 03.10.2014 • 22:18 Uhr
Fünf Millionen Euro betragen laut Matthias Marxgut die notwendigen Investitionen.  Foto: VN/Steurer
Fünf Millionen Euro betragen laut Matthias Marxgut die notwendigen Investitionen. Foto: VN/Steurer

Unternehmer tun sich schwer mit ihren landwirtschaftlichen
Projekten.

Bregenz, Hohenweiler. Als 2012 die Pacht für eine der größten Landwirtschaften Vorarlbergs, das Klostergut Mehrerau, ausgeschrieben wurde, ergriff Matthias Marxgut die Chance. Der gelernte Landwirt, der zuvor als Geschäftsführer des Ländle-Marketing tätig war, pachtete den Hof – in Jürgen Sutterlüty fand er einen visionären Partner, „der bereit ist, mit mir die Umstellung vom konventionellen Hof zur biologischen Landwirtschaft zu realisieren“, so Marxgut damals gegenüber den VN.

Vor dem Abschluss des Pachtvertrages gab es schon heftige Interventionen im Kloster gegen das Projekt und die Betreiber. Und klar war von Anfang an, dass Marxgut Pächter und Sutterlüty dessen Partner ist, denn anders geht es nicht in Vorarlberg. Die Landwirtschaft ist darauf bedacht, dass niemand Ackerbau und Viehzucht betreiben darf, der nicht ganz eng gefasste Voraussetzungen erfüllt. Und das tun Unternehmer nicht.

Keine Investitionen

Das hat auch Hubert Rhomberg erfahren, der nur kurz nach Marxgut und Sutterlüty sein Landwirtschaftsprojekt in Gwiggen gestartet hat. „Die gesetzliche Situation verhindert, dass ich in landwirtschaftliche Projekte investieren kann. Gwiggen ist für mich ein Hobby“, betont der Baumanager, der inzwischen einen großen Teils der damals gepachteten 4,7 Hektar wieder abgegeben hat. „Dort baut jetzt ein Landwirt Dinkel an.“

Auch in Bregenz zeigt das Grundverkehrsgesetz Wirkung. Obwohl Sutterlüty in den vergangenen eineinhalb Jahren viel Geld in die Vision vom „Gläsernen Bauernhof“ gesteckt haben soll, wie aus Fachkreisen zu erfahren ist, gibt es für solche Investitionen keine Sicherheit. Herr am Hof bleibt bislang der Landwirt, das könnte sich erst ändern, wenn die EU das Vorarlberger Grundverkehrsgesetz aufhebt, was Juristen als sehr wahrscheinlich bezeichnen. Das gemeinsame Projekt sei deshalb seit April 2013, als Marxgut den Hof übernommen hat, eher zu einem normalen Geschäftsverhältnis mutiert. Diese Woche wurde ein Vertriebsvertrag für die Klostergut-Lebensmittel abgeschlossen.

Investitionsbedarf

Die gemeinsam mit der Raiffeisenbank ausgearbeiteten Bürgerbeteiligungsmodelle wird Hof-Pächter Marxgut wohl alleine lancieren. „Einige Dinge haben sich strukturell geändert“, so Marxgut im Gespräch mit den VN. Doch welche das sind, nennt er nicht im Detail. Die Bürgerbeteiligungspläne liegen jedenfalls schon länger auf Eis, weil Marxgut gebremst habe. „Da geht es noch um Details, die Bürger müssen wissen, was sie von so einer Beteiligung haben“, sagt er dazu. Der Investitionsbedarf beträgt rund fünf Millionen Euro, fünf bis acht Jahre dauere es dann, bis Stall- und Verarbeitungsgebäude sowie entsprechende Lagerhallen geschaffen werden. Ob die 2012 formulierten Pläne umgesetzt werden, ist derzeit ungewiss. Es ist geplant, den Hof offen und zugänglich zu halten.

Hobby-Landwirt Rhomberg ist überzeugt, dass Einsteiger aus der Wirtschaft durchaus eine Chance für die Agrarier wären, doch „zuerst muss das herrschende Förderregime aufgebrochen werden“, das nicht dazu geeignet sei, neue Wege einzuschlagen. „Ich glaube, dass wir unsere Flächen durchaus besser nutzen können, als wir es jetzt tun“, spricht er über seine Erfahrungen.

Das jetzige Förderregime muss aufgebrochen werden.

Hubert Rhomberg

Klostergut Mehrerau

Die Landwirtschaft des Klostergutshofs Mehrerau umfasst die Kloster­gärtnerei mit Obstbau und zwei Bauernhöfe. 55 Hektar werden bewirtschaftet. Pächter ist seit April 2013 Matthias Marxgut.