Sanktionen kosten 300 Millionen

Noch ist in Russland nichts von Sanktionen zu spüren. Widerstand gegen Boykott.
Moskau. (VN) Die Regale und Tiefkühltruhen in Russlands Hauptstadt Moskau sind prall gefüllt, von Mangel keine Spur. Das war das gekonnt gesetzte Signal bei der gerade zu Ende gegangenen Lebensmitteltechnikmesse Agroprodmash, bei der nichts zu spüren war von der international verhängten Ächtung der Russischen Föderation. Vertreten waren alle weltweiten Branchengrößen, die Bestellungen waren zufriedenstellend, so der Abschlussbericht der Schau.
Auch die Zahlen spiegeln die Boykottmaßnahmen nicht wider. Rund zehn österreichische Unternehmen waren ebenso vertreten wie 70 deutsche Hersteller. Vor Ort waren die Bludenzer Bertsch Laska und der gerade wieder „auferstandene“ Maschinenbauer Hajek (die VN berichteten). Der Grundtenor unter den Firmen war derselbe, den schon Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl anstimmte: „Wer andere sanktioniert, der sanktioniert sich selbst. Das hat sich leider auch in der aktuellen Situation zwischen der EU und Russland bewahrheitet. Wir müssen die sich weiter zuspitzende Krise mit politischen Mitteln und Verhandlungen lösen, wir müssen nach konstruktiven Lösungen suchen. Ein Schaden der europäischen und heimischen Wirtschaft, die derzeit ohnehin kaum in Schwung kommt und dringend positive Impulse bräuchte, hilft niemandem.“
Nach neuesten Berechnungen des Wiener Instituts für internationalen Wirtschaftsvergleich (WIIW) kosten die Boykottmaßnahmen Österreichs Volkswirtschaft heuer rund 300 Millionen Euro, das sind lediglich 0,09 Prozent des BIP, aber die Verluste sind ungleich verteilt. Der Maschinenbau, die Arzneimittelindustrie und die Lebensmittelindustrie werden überdurchschnittlich belastet. Der Industrielle und IV-Präsident Hubert Bertsch pflichtet Leitl bei: „Ich fordere die sofortige Rücknahme der Sanktionen gegen Russland, Sanktionen welche unsere Landwirte, unsere Industrie, unseren Tourismus, uns alle treffen und nichts Positives bewirken.“
Die Wirtschaft habe seit dem Zerfall der Sowjetunion vor 20 Jahren am Aufbau von guten Beziehungen gearbeitet und nun „gefährden unsere Politiker all die positiven Auswirkungen dieser Bemühungen.“ Gleichzeitig fordert Bertsch klare Stellungnahmen seitens der Arbeitnehmerorganisationen.
Wir müssen nach konstruktiven Lösungen suchen.
WKÖ-Präs. Christoph Leitl
Russland-Sanktionen
» Volkswirtschaftlicher Verlust für Europäische Union 2014: 11.084 Mill. Euro (0,08 %)
» Verlust für Österreich 2014: 287 Mill. Euro (0,08 %)
» Unterstützung für betroffene Unternehmen: Außenwirtschaft Österreich www.go-international.at