Mit Tricksen Vorteile schaffen

Evolutionsbiologe vergleicht Verhaltensweisen von Mensch und Menschenaffe und findet Gemeinsamkeiten.
Lustenau. (ha) Menschen und Tiere sind sich in vielen Bereichen viel ähnlicher, als angenommen. Vor allem die Primaten sind das lebende Beispiel dafür. Sie tricksen, täuschen oder kooperieren, um sich Vorteile zu verschaffen. Genau so, wie es ihre Verwandten, die Menschen, tun. Der Evolutionsbiologe Dr. Volker Sommer hat jede Menge Beispiele zur Hand, die dies untermauern.
Mit einem freundlichen „Liebe Mitprimaten“ begrüßte er im Rahmen der 35. „innovation(night“ im Competence-Center Lustenau das zahlreich erschienene Publikum. Diese ungewöhnliche Einleitung deutete schon darauf hin, dass der Wissenschafter, der in London als Uni-Professor tätig ist und in Afrika und Asien Verhaltensweisen von Menschenaffen und anderen Tierarten erforscht, unseren Verwandten aus dem Tierreich weit mehr zutraut als allgemein angenommen.
Provokant auch der Titel seines Referates „Was können Wirtschaft und Menschen von den Affen lernen?“ Eigentlich sehr viel, denn vor allem Menschenaffen verhalten sich in gewissen Situationen sehr ähnlich wie Menschen. Vor allem wenn es ums Täuschen, Verstellen oder Tricksen geht. Wie das die Primaten, angefangen von den Gorillas bis zu den Schimpansen machen, sorgte beim Publikum doch für einiges Erstaunen.
So weiß der Professor für evolutionäre Anthropologie, dass unter Tieren, denen man eine gewisse Intelligenz nicht absprechen kann, taktische Täuschungsmanöver durchaus an der Tagesordnung sind. Krähen etwa verstecken ein Fleischstück nur dann, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Wenn nicht, locken sie die Konkurrenz trickreich auf eine falsche Fährte. Der taktischen Täuschung bedienen sich auch Primaten, die damit ihre Intelligenz unter Beweis stellen. Daraus zieht Sommer den Schluss, dass die Lüge der Wetzstein für die Intelligenz ist:
„Sollte es einmal etwas wie künstliche Intelligenz geben, dann müsste sie sich auch der Täuschung und Lüge bedienen.“
Längst bekannt ist, dass Menschenaffen Werkzeuge benutzen, um an Nahrung zu gelangen. Bei der „sozialen Werkzeugbenutzung“ stochert etwa die Affenmutter im Bienenstock nach Honig, den sie nicht selbst genießt, sondern ihrem Nachwuchs überlässt.
In der Tierwelt wird auch gerne kooperiert, wenn sich Vorteile ergeben. Als Beispiel nennt der Forscher die Fellpflege bei den Bonobos. Dabei erwarten sich die Beteiligten eine Belohnung. Wenn nicht, erfolgt die Bestrafung. Nicht fremd ist intelligenten Tieren das Mitgefühl Menschen gegenüber: Als in einem Zoo ein Kleinkind ins Affengehege gestürzt war und bewusstlos am Boden lag, nahm es ein weibliches Tier behutsam in den Arm und brachte es in Sicherheit.














