Die betriebliche Vorsorge wird Gehaltserhöhung vorgezogen

Markt / 02.11.2014 • 21:06 Uhr
Betriebliche Altersvorsorge ist auch im Handwerk Anreiz für die Mitarbeiter.  Foto: Symbol/Berchtold
Betriebliche Altersvorsorge ist auch im Handwerk Anreiz für die Mitarbeiter. Foto: Symbol/Berchtold

Im Österreichvergleich Spitze: 59 Prozent der Vorarlberger KMU bieten betriebliche Altersvorsorge.

Schwarzach. (VN-sca) Das tägliche Geschäft in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) lässt oft zu wenig Zeit, um über die Zeit danach nachzudenken, sprich über die Altersvorsorge. Dabei kann dieses Thema bereits in der Gegenwart Erfolge zeitigen, z. B. bei der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern.

Während im privaten Bereich die Altersvorsorge boomt, seit der Auszug der Pensionskonten in die Haushalte flatterte, orten Versicherungsexperten bei den kleinen und mittleren Betrieben in Österreich noch großen Nachholbedarf. Ganz genau wollte das die Wiener Städtische Versicherung wissen, die eine österreichweite Untersuchung in Auftrag gegeben hat, um mehr über die betriebliche Altersvorsorge zu erfahren.

Österreichs höchster Wert

Erfreulich: Bereits 59 Prozent der Vorarlberger KMU bieten eine solche Vorsorge an. Burkhard Berchtel, Landesdirektor der Versicherung: „Das ist mit Abstand der höchste Wert in Österreich.“ Auf Rang zwei folgt Oberösterreich mit 46 Prozent. Immerhin 11 Prozent der kleinen Firmen im Land planen, eine betriebliche Altersvorsorge einzurichten. Den hohen Wert führt Ralph Müller, Vorstand der Wiener Städtischen, auf die Umsichtigkeit und das Verantwortungsbewusstsein der Vorarlberger zurück, die auch sonst im Versicherungsgeschäft zu verzeichnen seien. Dennoch: Auch in Vorarlberg gibt es noch 41 Prozent der KMU, die keine Altersvorsorge anbieten. Hier sehen die Versicherer Handlungsbedarf, denn den meisten Betrieben (33 Prozent), die bislang keine Altersvorsorge anbieten, fehlt es an Information. 7 Prozent halten die Vorsorge übrigens für zu teuer und weitere 7 Prozent sogar für überflüssig. Berchtel: „Wir werden mit einer KMU-Offensive auf die Notwendigkeit und die Vorteile der betrieblichen Altersvorsorge hinweisen.“ Dieses Marktsegment sei eine Kernkompetenz seiner Versicherung, das es weiter auszubauen gelte. Derzeit hat die Wiener Städtische bei KMU einen Marktanteil von 15 Prozent, bei Großkunden sind es beeindruckende 40 Prozent.

In Vorarlberg ist die betriebliche Zukunftsvorsorge mit 59 Prozent am beliebtesten, gefolgt von Pensionskassen mit 18 Prozent und und der betrieblichen Kollektivversicherung mit 14 Prozent. 57 Prozent der Vorarlberger KMU-Chefs sind der Meinung, dass die Mitarbeiter des eigenen Unternehmens eine betriebliche Altersvorsorge einer Gehaltserhöhung vorziehen würden. Vorstand Ralph Müller: „Bei der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern ist es ein klarer Vorteil, wenn das Unternehmen eine betriebliche Altersvorsorge anbietet.“ Er vergisst auch nicht, darauf hinzuweisen, dass die Unternehmen im EU-Schnitt großen Nachholbedarf haben, auch bei der Altersvorsorge der Unternehmer selbst.

Den meisten Betrieben fehlt es an Information zur Vorsorge.

Burkhard Berchtel

KMU-Versicherung

» Steuerfreie Zukunftsvorsorge gem.
§ 3: Betriebliche Vorsorge im Rahmen einer Lebens-, Unfall-, oder Krankenversicherung für den Dienstnehmer durch das Unternehmen. Aufwendungen für die „Zukunftsvorsorge“ bis zu € 300.- p.a. und Dienstnehmer sind bei Zutreffen nachstehender Voraussetzungen lohnsteuer-, bzw. lohnnebenkostenfrei: Die Zukunftsvorsorge muss entweder für alle Dienstnehmer oder für eine bestimmte Gruppe von Dienstnehmern getätigt werden
( z. B. Anzahl von Dienstjahren).

» Vorarlbergs KMU versichern sich am häufigsten gegen Haftpflicht- (86 %), Feuer- (69 %) und Einbruchsdiebstahlsschäden (59 %).

» Als am meisten existenzbedrohend wird empfunden: Feuer (59 %), Betriebsunterbrechung (46 %) und Berufsunfähigkeit (42 %). Damit liegen die Vorarlberger jeweils über dem Österreichschnitt.

» Unsere Unternehmen haben durchschnittlich 2,9 Versicherungen. Ein-Personen-Unternehmen (EPU) sind mit durchschnittlich zwei Versicherungen weniger umfangreich geschützt als KMU mit 3,4 Versicherungen.

» KMU halten Versicherungen signifikant häufiger als EPU für unverzichtbar. Die einzige Ausnahme stellt die Berufsunfähigkeit dar, hier zeigt sich das gegenteilige Bild. Gleicher Meinung sind KMU und EPU, wenn es um Haftpflichtschäden geht.