Bitter: Blauer Brief für 19 Häusle-Mitarbeiter

Weil große Aufträge wegfallen, baut Entsorger Häusle Mitarbeiter ab.
Lustenau. (VN-sca) Das Lustenauer Recyclingunternehmen Häusle muss 19 Stellen abbauen. Diese bittere Nachricht so kurz vor dem Weihnachtsfest überbrachte die Geschäftsführung des Vorarlberger Entsorgungsbetriebs ihrer Belegschaft gestern um 16 Uhr bei einer Betriebsversammlung.
Nach dem Wegfall großer kommunaler Sammel- und Verwertungsaufträge sieht sich die Geschäftsführung zu dieser Maßnahme gezwungen, um in Zukunft auch die verbleibenden 140 Arbeitsplätze zu sichern und den verbleibenden Mitarbeitern in Zukunft stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu gewährleisten, sagten die Geschäftsführer gestern Nachmittag.
Zuschlag an Mitbewerber
Häusle baut Stellen in Verwaltung und Betrieb ab. Maßgeblich verantwortlich für die Kündigungen sei der Wegfall von gleich drei großen Sammel- und Verwertungsaufträgen. Im Rahmen einer EU-weiten Ausschreibung ging der Zuschlag für die vorarlbergweite kommunale Altpapiersammlung an ein deutsches Recycling-Unternehmen. „Dass wir diesen Sammelauftrag verloren haben, schmerzt sehr. Aber mit dem Angebot des Konkurrenten konnten wir nicht mithalten. Wenigstens konnten wir den Verwertungsauftrag für das Altpapier gewinnen. Nicht verlängert wurde außerdem ein Großauftrag zur Kunststoffsortierung, mit dem eine ganze Schicht wegfällt“, so Häusle-Geschäftsführer Martin Bösch.
Bei der kommunalen Restmüllverwertung in Vorarlberg läuft zum Jahresende die sogenannte Einzugsbereichsregelung aus. Dies hat zur Folge, dass Häusle in Zukunft nur mehr etwa 15.000 Tonnen kommunalen Abfall am Standort in Lustenau umschlagen darf. Bisher verarbeitete und trocknete Häusle etwa 35.000 Tonnen pro Jahr. Die restlichen 20.000 Tonnen werden ab Jänner von dezentralen Umladestellen direkt zur thermischen Beseitigung in die Schweiz transportiert, sodass der bisherige Verarbeitungs- und Wertschöpfungsprozess im Abfallwirtschaftszentrum Lustenau Königswiesen wegfällt.
„Drei Mitarbeiter müssen das Unternehmen schon per Ende dieses Jahres verlassen. 16 Arbeitsplätze haben wir gestern dem AMS-Frühwarnsystem gemeldet. Für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen sind wir bemüht, eine sozialverträgliche Lösung zu finden.“
Keine andere Lösung
Gedacht wird bei Häusle an die Arbeitsstiftung Vorarlberg, in der die Mitarbeiter finanzielle Mittel zweckgebunden für Weiterbildung oder Umschulungen von Häusle, dem Arbeitsmarktservice und der Gemeinde zur Verfügung gestellt bekommen. „Dieser Stellenabbau war wirklich keine leichte Entscheidung für uns. Uns blieb aber keine andere Option“, betont Bösch nochmals.
Fakten zu Häusle
» Umsatz 2013: 50 Millionen Euro
» Mitarbeiter Lustenau, Stand Dez. 2014: 160
» Niederlassungen: Lustenau,
St. Gallen, Rheineck, Winterthur,
Lindau
» Gesellschafter: CETEC Beteiligungs GmbH, Anteil: 26,3933 % (Artec Privatstiftung – Manfred Rädler), Böhler und Sohn Gesellschaft m.b.H., Anteil: 5,1525 %, Loacker Recycling GmbH, Anteil: 42,061 %), WHB Hofer GmbH, Anteil: 26,3933 % (Wieland Hofer, Martin Bösch)