Sika: Eine Ära geht zu Ende

Markt / 15.12.2014 • 22:32 Uhr
Das Bludenzer Sika-Hauptquartier wurde heuer mit 2,4 Millionen Euro zum Vorzeigewerk ausgebaut. Meznar
Das Bludenzer Sika-Hauptquartier wurde heuer mit 2,4 Millionen Euro zum Vorzeigewerk ausgebaut. Meznar

Industriellenfamilie mit Vorarlberger Wurzeln steigt aus. Bekenntnis zum Standort Bludenz.

Bludenz. (VN-sca) Der 1872 in Thüringen geborene Kaspar Winkler musste durch die ganz harte Schule. Der junge Bursche arbeitete am Bau in Deutschland und der Schweiz – gipste und mauerte. Der junge Vorarlberger arbeitete sich zum Polier hoch, gründete eine Baufirma und wurde zum Erfinder. Winkler entwickelte Produkte zum Schutz und zur Reinigung von Granit und entwickelte ein Produkt zur Beschleunigung des Abbindens und Erhärtens von Mörtel und Beton, das gleichzeitig abdichtet. 1910 gründete er die Firma „Sika“, eine Niederlassung in der alten Heimat folgte 1939. Das Werk in Bludenz-Bings ist Produktionsbetrieb sowie Zentrale von Sika Österreich mit wiederum fünf Niederlassungen in ganz Österreich, davon eine in Wolfurt.

Das mittlerweile zum Weltkonzern aufgestiegene Unternehmen beschäftigt weltweit derzeit 16.293 Mitarbeiter, etwas mehr als ein Prozent (160) davon in Österreich.  Sika ist noch ein Familienunternehmen, die jetzigen fünf Besitzer heißen nun Burkard-Schenker, sind aber die vierte Generation nach Kaspar Winkler, der 1951 verstarb und an den heute im Geburtsort Thüringen – ebenso wie in Zürich – Straßen bzw. Wege erinnern.

Die fünf Geschwister haben sich nun entschlossen, das Unternehmen zu verkaufen und haben sich damit in der Schweiz viele Feinde gemacht. Laut „Neuer Zür cher Zeitung“ sind Winklers Nachkommen die „derzeit unbeliebteste Unternehmerfamilie der Schweiz“.
 2,75 Milliarden Franken zahlt ihnen der französische Mischkonzern Saint-Gobain für 16 Prozent des Aktienkapitals, die allerdings über 50 Prozent der Stimmrechte beherrschen.

Was für die Familie ein gutes Geschäft ist, war für andere Aktionäre das Gegenteil, ihre Aktien verloren an Wert. Auch das Management, das genauso überrascht wurde wie die Öffentlichkeit, hat sich gegen den Verkauf ausgesprochen und mit Rücktritt gedroht. Derzeit laufen Gespräche, denn Saint Gobain möchte die Geschäftsleitung trotz dieser Drohung  behalten.

Ungeachtet der Turbulenzen, die die Ära Winkler endgültig beenden, entwickelt sich das Unternehmen hervorragend, auch in Österreich. Gerade hat Sika in Bludenz-Bings 2,4 Millionen Euro investiert, ein „Bekenntnis zum Standort“, wie der Geschäftsführer von Sika Österreich, Samuel Plüss (51) im Gespräch mit den VN betont. Zu den Vorgängen in Zürich kann er nichts sagen, „da weiß ich auch nicht mehr“. An der Qualität der Produkte ändere das ja nichts. Der Betrieb in Bludenz ist führend in der Entwicklung und Produktion von Spezialmörtel, Betonzusatzmitteln und Harzbeschichtungen. Heuer wurden die Hallen vergrößert, neue Silos aufgestellt und in die Produktion investiert, man könne ohne Übertreibung sagen, dass das Werk nun zu den modernsten und effizientesten in der Branche überhaupt gehöre, ist Plüss stolz auf den Standort.

Sika Fakten

Sika Österreich

» Niederlassung Österreich in Bludenz-Bings seit 1939

» fünf Betriebsstätten in ganz Österreich

» 160 Mitarbeiter

» Umsatz 2013: 81,5 Mill. Euro

» EGT 2013: 6 Mill. Euro

» Investitionen am Standort Bludenz-Bings: 2,4 Mill. Euro

» Produktion von Spezialmörtel, Betonzusatzmitteln, Epoxidharzen